Die geschlossene Tür

Wort zum Tage
Die geschlossene Tür
08.02.2021 - 06:20
04.02.2021
Pastor Diederich Lüken
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Ärgerlich rüttle ich an der Tür. Bitte eintreten – die Tür ist offen, steht drauf. Aber sie ist zu. Abgeschlossen. Ich schaue auf die Uhr, es ist viertel nach drei am Dienstag – da kann doch noch kein Feierabend sein! Ich spaziere in dem engen Flur auf und ab, poche an diese Tür, rüttle an jene, alle sind zu. Ich lese die Plakate an den Wänden und tue eben, was man so tut, wenn man sich langweilt. Endlich, nach etwa einer Viertelstunde, kommt der Betriebsleiter, auf den ich warte, und schließt seine angeblich offene Tür auf.

Ich frage ihn: „Warum schließen Sie denn Ihre Tür ab? Es steht doch drauf: ‚Die Tür ist offen‘!“ – „Ja,“ meint er, „natürlich nur, wenn ich da bin.“ – Ich entgegne: „Und woher soll jemand wissen, ob Sie da sind oder nicht? Er schaut mich ganz groß an. „Na, dann ist eben die Tür geschlossen.“ Ach so!

Mir fällt ein, es gibt noch andere Türen, die abgeschlossen sind. Aber man merkt es nicht so schnell. „Ich bin für alles offen!“ sagt der Chef. Er vergisst aber, hinzuzufügen „Soweit es um meine Ideen geht.“ – „Ich bin für alles offen!“ erklärt der Freund. Aber nur, solange es nicht um Geld geht.

Wer aber eine offene Tür anzeigt, die in Wirklichkeit geschlossen ist, lässt zu, dass andere sich den Schädel daran einrennen. Besser wäre es, gleich zuzugeben: Ich habe Probleme mit deinem Anliegen und deinen Wünschen. Da könnte sich dann ein Gespräch anschließen, das vielleicht neue Möglichkeiten eröffnet. Womöglich könnten sich Türen auftun.

Es gibt noch mehr geschlossene Türen, die eigentlich geöffnet sein müssten. Oft rennen wir uns den Schädel ein an Gegebenheiten, mit denen wir zurechtkommen müssen. Beruf, Familie, Partnerschaft: Überall können sich Türen schließen. Die letzte Tür, an der wir rütteln, ist der Tod. So viele andere sich auch öffnen mögen, diese Tür bleibt verschlossen. Unsererseits kommen wir nicht heraus aus dem Raum unseres Lebens. Es muss schon jemand mit einem Schlüssel kommen und uns diese Tür aufschließen, dass wir hinaus können aus unserem engen Lebensraum und eintreten in die Weite der Ewigkeit.

Jesus Christus benutzt das Bild der Tür, um den Weg in die Freiheit des Lebens zu zeigen; mehr noch: Er bezeichnet sich selbst als die Tür, die zum Leben führt – einem Leben, das wir uns kaum vorstellen können. Das brauchen wir auch gar nicht. Es reicht völlig aus, sich darüber klarzuwerden: Diese Tür führt zur Liebe Gottes. Die allerdings kann niemand verschließen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

04.02.2021
Pastor Diederich Lüken