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Träume sind Schäume, mag sich so mancher sagen, der auf der Bettkante sitzt und vergeblich versucht, sich den Traum der vergangenen Nacht in Erinnerung zu rufen. Dass allerdings dem nicht so ist, wissen wir spätestens seit Sigmund Freud. Nachts verarbeiten wir, was uns am Tag begegnet und geschehen ist. Ohne unsere Träume würden wir seelisch wohl nicht überleben. Was aber für den Traum in der Nacht gilt, hat auch Bedeutung für den Tagtraum. Wem der Tagtraum überflüssig oder sogar schädlich erscheint, wer nur der handfesten Realität verhaftet ist, vermag nicht über diese hinweg mehr zu sehen. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit dessen, was uns als Realität umgibt, bleibt dann unbeantwortet; ebenso ist die Zukunft ohne Glanz. Es ist alles, wie es eben ist, und damit Ende. Andererseits: Wer zu viel in den Tag hineinträumt, verliert früher oder später den Blick auf die Realität und gerät in die Gefahr, sich in einem Wolkenkuckucksheim wiederzufinden, ohne Bezug zu den Lebensverhältnissen, in denen zu existieren uns eben aufgegeben ist. Die Theologin und Schriftstellerin Tina Willms hat recht: Erst dann, wenn wir über dem Traum die Wahrheit nicht vergessen und nicht den Traum über der Wahrheit, bekommen wir den richtigen Blick für das, was ist und für das, was kommen muss. Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, diese vielzitierte Trias ist ein Versuch, den Traum nach einer besseren Welt zu beschreiben und in die Wirklichkeit zu übersetzen. In der Bibel wird dies als Abbild des Reiches Gottes verstanden. In ihm verschränken sich Zukunftsträume mit der Realität. Sie zeigen, wie es einmal sein soll, wenn die irdische Geschichte der Menschheit zu Ende ist und etwas ganz Neues kommt. Ein markanter Satz lautet: „Gott wird abwischen alle Tränen“ (Offenbarung 21,4). „Wir werden sein wie die Träumenden“, sagt ein Psalm (126, 1), der aus dem biblischen Israel stammt, aber immer noch Strahlkraft hat. Damit aber der Träumende nicht seiner Traumwelt verhaftet bleibt, wird diese Vision verknüpft mit dem Leben hier und jetzt. Es geht darum, die Inhalte und Bilder dieses Traumes in die Wirklichkeit unserer Tage zu übertragen und so zu leben, wie der Traum vom Reich Gottes es uns zeigt. Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung - darin verwirklicht sich beides: der Traum von einer besseren Welt und der Weg dahin. Dass beides darin untrennbar miteinander verbunden ist, macht Mut zum Handeln und zum Hoffen, zum Wachen und zum Träumen.
Es gilt das gesprochene Wort.