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Der schönste Tag im Leben ist für viele Verliebte der Hochzeitstag. Man lädt viele Freunde und Verwandte ein, man feiert das Ereignis in der Kirche und später auf einer Hütte oder in einem Gasthaus. Alles ist schön und gut. Doch nun geschieht eine kleine Katastrophe: Es gibt nichts mehr zu trinken. Der Wein ist aus, und mit Bier befasst man sich nicht an diesem Tag. Es stehen nur noch völlig unbeachtet ein paar Fässer mit Wasser herum, die zur Reinigung der Gäste gedacht sind – wir befinden uns im staubigen Israel. Jedes Fass enthält fast 40 Liter Wasser. Wer trinkt schon von einem solchen Wasser auf einer Hochzeit! Für das frischgebackene Brautpaar ist es ein Desaster. Ihr Ansehen wird verloren sein und schwerlich wieder zu erlangen. Die Gäste werden enttäuscht und durstig nach Hause gehen müssen. Und sich immer wieder an diese Hochzeit erinnern.
Das ist die Lage, von der aus im Johannesevangelium die Schilderung des Lebens Jesu beginnt. Mit seinen Schülern und seiner Mutter nimmt Jesus Teil an dieser Hochzeit. Aber er ist vorerst nicht bereit, einzugreifen, obwohl seine Mutter ihn darum bittet. Sie ahnt wohl, dass ihr Sohn der Herr der Lage ist. Er aber fährt sie fast schnippisch an – seine Stunde sei noch nicht gekommen. Doch wenig später fordert er den verzweifelten Wirt auf, das Wasser in den Fässern zu kosten. Das ist eine ungeheure Zumutung. Doch der Wirt und seine Bediensteten denken: Schlimmer kann es nicht werden – und sie probieren. Und wahrhaftig: Aus dem Wasser ist Wein geworden, ein ausgezeichneter Wein sogar. Der Wirt ist irritiert. Man schenkt doch den guten Wein zuerst ein und dann, wenn die Gäste davon schon ein wenig betrunken sind und den Unterschied nicht bemerken, den schlechteren. Und außerdem: Was macht man mit so viel Wein? Schwefelung gibt es noch nicht, der Wein wird verderben. Doch zunächst sorgt er für ein fröhliches Weiterfeiern. Die Situation ist gerettet.
Es wird also von diesem Hochzeitswein sehr viel übrigbleiben. Was damit geschieht? Der Theologe Karl Barth schreibt, dass wir noch heute zehren von dem Wein, der damals geflossen ist. Denn er ist mehr als nur das Getränk zur Stunde. Die Geschichte vom Weinwunder besagt, dass das Reich Gottes anbricht und in ihm ein fröhlicher Überschuss an Leben und Freude herrschen wird.
Oscar Wilde beschreibt das Weinwunder auf seine Weise: „Das Wasser erblickte seinen Schöpfer – und errötete.“ Das Reich Gottes verspricht ein Erröten vor Freude.
Es gilt das gesprochene Wort.