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Tamar, die Entschlossene
Eine Verstoßene wird zur Segensbringerin
19.08.2025 06:20

Noch keine 20 Jahre alt und bereits zweimal an Männer verheiratet worden. Das ist die Situation von Tamar, einer jungen Frau in der Bibel. Sie ist Spielball der Männer. Aber geschickt wendet sie ihr Schicksal.

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Tamar scheint vom Schicksal verflucht zu sein. Nichts in ihrem Leben tritt ein wie geplant. (1. Mose 38) Dabei fängt alles so typisch an für eine Frau im zweiten Jahrtausend vor Christus im heiratsfähigen Alter. Tamar ist noch keine 18 Jahre alt, als sie, die Kanaaniterin, verheiratet wird an den ältesten Sohn von Juda.

Tamar soll dafür sorgen, dass Juda Enkel bekommt. Aber der Plan geht nicht auf. Kurz nach der Heirat stirbt ihr Mann. Tamar wird Witwe, Juda bleibt ohne Nachkommen. In diesem Fall sorgte im Alten Orient die Schwagerehe dafür, dass die Nachkommenslinie erhalten bleibt. Tamar wird an einen weiteren Sohn von Juda verheiratet.

Aber der weigert sich, seinem verstorbenen Bruder Nachkommen zu verschaffen. Wenn er mit Tamar schläft, lässt er seinen Samen "zur Erde fallen", so heißt es in der Bibel. Auch er stirbt. Nun hat Tamar als junge Frau bereits zwei Männer unter der Erde und ist noch immer kinderlos. Eine Schande in der patriarchalen Gesellschaft, in der sie lebt. Sozial geächtet schickt Juda sie zurück ins Haus ihres Vaters.

Die Erzählungen über Frauen in der Bibel zeigen oft nüchtern die Härte ihrer Lebensrealität. Aber sie erzählen auch, wie die Frauen einen Weg für sich gefunden haben. Tamar findet sich nicht mit ihrer Situation ab. Als die Jahre ins Land gehen und Juda keine Anstalten macht, seinen dritten Sohn an sie zu verheiraten, nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand. Sie verkleidet sich als Prostituierte und setzt sich an den Straßenrand. Ausgerechnet Juda kommt vorbei, der Patriarch ohne Nachkommen – und er schläft mit ihr. Dabei erkennt Juda Tamar nicht als seine Schwiegertochter, denn sie hat ihr Gesicht verschleiert.

Tamar wird schwanger. Als dies nach drei Monaten für alle offensichtlich ist, braucht Juda nicht lange, um sein Urteil zu sprechen: "Führt sie hinaus! Sie soll verbrannt werden", verkündet er Tamars Todesurteil. Aber Tamar hat nicht nur selbstbestimmt, sondern auch klug gehandelt. Beim Geschlechtsverkehr mit Juda hat sie ihm seinen Siegelring und Stab als Pfand abgenommen. "Von dem Mann, dem das gehört, bin ich schwanger", verkündet sie kurz vor ihrer Hinrichtung – und Juda sieht seinen Fehler ein.

Tamar unterwandert selbstbestimmt, mutig und klug die Macht der patriarchalen Ordnung ihrer Zeit. Am Ende wird sie mit Zwillingen gesegnet, von denen einer der Vorfahr von König David wird. Noch später stammt aus dieser Linie Jesus. Tamar, Ausländerin, Verstoßene, Spielball der Männer wird zur Heilsbringerin, die die Zukunft nicht nur zu ihren Gunsten, sondern zum Segen vieler beeinflusst.

Es gilt das gesprochene Wort.

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