Die Kirche hat aus ihr "die große Sünderin" gemacht. Ein großes Missverständnis. Maria Magdalena war vermutlich der Mensch, der Jesus am nächsten war.
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Sie ist eine der bekanntesten Frauen im Neuen Testament. Ihr Name ist Maria. Maria Magdalena, eine der engsten Vertrauten und Jüngerinnen Jesu. Sie beginnt, Jesus nachzufolgen, nachdem er sie von sieben Dämonen befreit hat. So erzählt es die Bibel. (Lukas 8,2) Vielleicht hatte Maria Magdalena Epilepsie oder eine psychische Erkrankung. In jedem Fall hat sie gelitten.
Nun geheilt und befreit weicht sie Jesus nicht mehr von der Seite. Sie zieht mit ihm durch Dörfer und Städte. Sie begleitet ihn auch auf seinem letzten Weg. Als Jesus stirbt, steht sie mit anderen Frauen am Kreuz, während die Männer nach Jesu Verhaftung angsterfüllt das Weite gesucht haben. Maria von Magdala war der Mensch, der Jesus am nächsten war, schreibt die evangelische Theologin Dorothee Sölle.
Maria Magdalena ist auch die erste an Jesu Grab. Früh morgens, als es noch dunkel ist, entdeckt sie: Der Stein vor dem Grab ist weggerollt und der Leichnam nicht mehr da. Maria steht vor dem leeren Grab und weint. Ein Mann kommt zu ihr und fragt: "Frau, warum weinst du?" Sie hält ihn für den Gärtner. Da nennt er sie bei ihrem Namen: "Maria!", und sie erkennt: Es ist Jesus. Er lebt. "Rabbuni", sagt sie zu ihm: Meister. Jesus beauftragt Maria Magdalena, den anderen Jüngern von seiner Auferstehung zu erzählen.
Maria von Magdala ist die erste Zeugin der Auferstehung. Die Kirche machte aus ihr "die große Sünderin". Ein Ruf, der ihr seitdem anhaftet. Dabei beruht er auf einer Fehlinterpretation: Papst Gregor I. im 6. Jahrhundert setzte Maria Magdalena mit der anonymen Sünderin aus dem Lukas-Evangelium gleich, die Jesus die Füße wäscht (Lukas 7,36-50).
Die Theologin Dorothee Sölle schreibt: Die Kirche "brauchte das Bild der großen Sünderin, um die eigene Sexualverdrängung und Frauenfeindlichkeit zu legitimieren. Dabei wird die charakterliche Tiefe und Treue der Maria von Magdala verkannt. Sie war hingebungsvoll und kompromisslos in ihrer Nachfolge, unterstützte Jesus und seine Jünger wohl auch finanziell (Lukas 8,3). Dass sie zu Jesu Grab geht, ist mutig. Denn der war als Schwerverbrecher hingerichtet worden. Sie hätte denunziert und verhaftet werden können.
Während die Jünger noch angsterfüllt und ungläubig "hinter verschlossenen Türen" sitzen, zeigt Maria von Magdala, dass sie zu diesem Jesus gehört. Bis zum Tod und darüber hinaus. Eine Frau ist die erste Zeugin, die weitersagt: Jesus ist vom Tod auferstanden. Das Leben siegt.
Es gilt das gesprochene Wort.
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