gemeinfrei via pixabay / Karina Carvalho
Die Frau, die Jesus herausfordert
Eine heftige Beleidigung und ein noch stärkerer Glaube
21.08.2025 06:20

Frauen hatten zur Zeit Jesu wenig zu sagen. Umso erstaunlicher, dass eine Frau, noch dazu eine mit einer anderen Religion, die Gotteserkenntnis von Jesus erweitert.

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Jesus hat sich zurückgezogen ins Grenzgebiet bei Tyrus, einer geschäftigen Hafenstadt am Mittelmeer, die von den Römern kontrolliert wird. Auch hier, im heutigen Libanon, weiß man bereits von ihm als Wanderprediger und Wundertäter. Er will unerkannt bleiben und versteckt sich in einem Haus.

Aber sein Plan geht nicht auf. Eine Frau, eine Griechin aus Syrophönizien, sucht ihn auf. Sie bittet ihn, ihre Tochter zu heilen. Die Tochter ist von "einem unreinen Geist" besessen, steht in der Bibel (Markus 7,25). Vielleicht leidet sie an Epilepsie, einer schweren Depression oder einer Psychose. Ihre Mutter, eine Nicht-Jüdin, vertraut auf die Macht des Mannes aus Galiläa, die Tochter heilen zu können.

Aber Jesus antwortet ihr schroff: Du gehörst nicht zu denen, für die ich da bin. Er packt das in einen beleidigenden Vergleich: "Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen." Das Brot, also Heil und Heilung, das sei nur für die Kinder, das Volk Israel, bestimmt. Sie aber, die Griechin, zähle zu den Hunden.

Der Vergleich ist wie ein Schlag ins Gesicht einer Mutter, die für ihr Kind bittet. Aber die Mutter in der Geschichte nimmt Jesu brüsken Vergleich auf und sagt: "Herr, aber auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen." Die Frau ist verzweifelt und mutig. Sie argumentiert klug und visionär: Gottes Barmherzigkeit richtet sich an alle, die an ihn glauben.

Das bringt Jesus zum Umdenken. Er antwortet ihr: "Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen." Jesus ändert seine Haltung. Er hört auf die Frau und erkennt: Sie hat recht. Als die Frau nach Hause kommt, liegt ihr Kind auf dem Bett und ist gesund.

Was wäre gewesen, hätte die Frau Jesus stumm beigepflichtet? Was wäre geworden, wenn sie wütend oder ängstlich gegangen wäre? Ihr Kind wäre noch immer krank, sie selbst noch immer verzweifelt. Die Frau, für Jesus eine Fremde mit einer anderen Religion, ist mutig und klug. Ihre Sorge um ihre Tochter und ihr Vertrauen, dass Jesus helfen kann, sind stärker als  das Tabu der patriarchalen Ordnung ihrer Zeit. Sie ist es, die zeigt: Gottes Heil kennt keine Schranken.

Es gilt das gesprochene Wort.

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