gemeinfrei via wikimedia commons / Pieter Lastman
Rut, die Freundin in der Fremde
Freundschaft kann grenzenlos sein
20.08.2025 06:20

Eine junge und eine ältere Frau. Beide haben viel zu früh ihren Mann verloren. Sie stehen mittellos allein da. Aber sie entdecken: Wir haben einander.

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In Bethlehem, Jahrhunderte bevor Jesus dort geboren wurde, herrscht eine Hungersnot. Auf der Suche nach Nahrung ziehen Elimelech und seine Frau Noomi mit den beiden erwachsenen Söhnen ins Grünland Moabs, ins heutige Jordanien. In Moab heiraten die Söhne einheimische Frauen, Moabiterinnen, die an andere Götter glauben als an den Gott Israels. Die Namen der Frauen sind Orpa und Rut.

Die Männer sterben, erst der Vater Elimelech, dann die beiden Söhne. Zurück bleiben die Frauen: Noomi mit den Schwiegertöchtern Orpa und Rut, die nun beide kinderlose Witwen sind. Neben der Trauer war dies in der damaligen patriarchalen Gesellschaft eine Katastrophe. Die Frauen standen mittellos da.

Noomi erfährt: Die Hungersnot in Bethlehem ist vorüber. Sie will zurück in ihre Heimat und sagt zu ihren Schwiegertöchtern: "Kehrt doch beide heim zu euren Müttern!" (Rut 1,8). Aber Orpa und Rut weigern sich. Rut spricht die Sätze der absoluten Treue, vielfach verwendet als Trauspruch zwischen Liebenden: "Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott." (Rut 1,16). Orpa gibt Noomi schließlich den Abschiedskuss, aber Rut folgt ihrer Schwiegermutter nach Bethlehem.

Rut und Noomi – das ist die Geschichte einer Frauen-Freundschaft über Länder- und Altersgrenzen hinweg. Rut geht freiwillig mit der älteren Noomi in ein Land, in dem sie fremd ist. Als Ausländerin ist sie dort auf die Hilfe der einheimischen Noomi angewiesen. Und Noomi wiederum benötigt die Hilfe der tatkräftigen Rut, die bei dem Grundbesitzer Boas auf dem Feld arbeitet und so ihre Schweigermutter und sich selbst versorgt. Am Ende der Geschichte heiratet Rut Boas. Rut und Boas bekommen einen Sohn, Noomi bekommt ein Enkelkind.

"Es ist diese Frauensolidarität, die der Geschichte den unverwechselbaren Ton des Glücks und der Heiterkeit gibt", schreibt die evangelische Theologin Dorothee Sölle. Die Freundschaft zwischen Rut und Noomi übersteht Todesfälle, Hungersnot, Umzüge. Sie ist der Anker in der Fremde für beide Frauen und hilft ihnen, nicht aufzugeben, weiterzumachen, ein neues Leben zu finden. Ruts Sohn wird der Großvater von König David. Und König David hat im Neuen Testament einen prominenten Nachfahren: Jesus. Rut, die moabitische Ausländerin, kommt im Stammbaum von Jesus vor (Matthäus 1,5).

Die Geschichte von Rut und Noomi zeigt: Wenn Frauen sich verbünden, wenn Menschen zusammenhalten, kann daraus Großartiges, Heilbringendes entstehen.

Es gilt das gesprochene Wort.

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