Morgen früh

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Amanda Jones

Morgen früh
von Barbara Manterfeld-Wormit
25.01.2023 - 06:20
23.12.2022
Barbara Manterfeld-Wormit
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19.748  - Was für eine Zahl! 19.748 Mal bin ich heute insgesamt in meinem Leben aufgewacht, so oft hat ein neuer Tag für mich begonnen. Ich musste das einfach mal ausrechnen! 365 Tage mal 54 Jahre, die ich jetzt alt bin, plus 13 Tage für die Schaltjahre, plus 25 Tage, die dieses neue Jahr bereits hat, das macht zusammen 19.748! Zeit, dem Tagesbeginn etwas mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu schenken und mich zurückzuerinnern. Zugegeben: an die ersten Morgen meines Lebens kann ich mich nicht erinnern. Ich besitze aber noch die Spieluhr, die meine Eltern damals an mein Bett gehängt haben. Eine Spieluhr aus Holz in Form einer Glocke - mit roten Blümchen bemalt. Sie spielt Guten Abend, gute Nacht! Und jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir wieder ein: Dieses Lied wurde auch an meinem Bett gesungen. Am Ende heißt es da so schön: Schlupf unter die Deck! Morgen früh, wenn Gott will, wirst Du wieder geweckt!

Wie oft haben mich die Eltern geweckt. Meine Mutter vor allen Dingen. Mit zärtlichen Worten. Mit Kitzeln und Küssen. Als Schulkind wohl auch mal mit Rufen und Drängeln, wenn ich so gar nicht aufstehen mochte. Irgendwann kam dann der Wecker, den man selber stellen musste. Eine der schrecklichsten Erfindungen, wie ich nach wie vor finde. Ich erinnere mich an Tage, wo die Sonne mich weckte und es sich so leicht und fröhlich aufstehen ließ. Und ich denke an die Tage jetzt, wo es zwar langsam heller, aber immer noch viel zu dunkel und zu kalt ist, um freiwillig aus dem Bett zu klettern. Ich denke an Tage, wo mir flau im Magen war, weil irgendetwas Unangenehmes anstand: eine Prüfung etwa oder Klassenarbeit, ein schwieriges Gespräch, eine unliebsame Begegnung, vor der ich Angst hatte. Ich erinnere mich, wie es war, das erste Mal in der eigenen Wohnung aufzuwachen.  Und das erste Mal, wenn einer neben dir liegt. Das erste Mal mit Baby im Arm – ein Zauber, der nicht zu überbieten ist. Es gibt dieses Aufwachen, wenn Sonntag ist und die ganze Stadt noch ruhig. Wenn Sommerluft durchs Fenster streicht – und dann gibt es die Tage, wo man am liebsten liegenbleiben mag und sich die Decke über beide Ohren ziehen. Wie wunderbar ist es dagegen, aufzuwachen und sich zu freuen auf irgendetwas, das an dem Tag bevorsteht.

19.748 Mal! So viele Morgen in einem Leben. Wie viele sind es bei Ihnen? Seien Sie dankbar dafür. Seien Sie stolz auf sich für jeden Morgen, an dem Sie gestartet sind – egal was war! Jeder Morgen – ein Geschenk,  eine neue Möglichkeit, eine Verheißung. Nicht weil es der Wecker will, sondern weil Gott es will.

Es gilt das gesprochene Wort.

23.12.2022
Barbara Manterfeld-Wormit