Denkwürdige Erleichterung

Wort zum Tage
Denkwürdige Erleichterung
13.08.2020 - 06:20
06.08.2020
Diederich Lüken
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Die Eltern führten ein Lebensmittelgeschäft. Als der Junge in den Laden gerufen wurde, sah er dort seinen Englischlehrer stehen. Das Herz rutschte ihm in die Hose, denn er wusste, was nun kommen würde. Er hatte schlechte Zensuren verschwiegen und den Elternsprechtag verheimlicht. Die Mutter befahl ihm, gleich die Hefte mit den schlechten Zensuren zu holen. Ja, da standen sie, die inakzeptablen Noten, schön mit rotem Kugelschreiber geschrieben. Es war ein einziges Desaster. Aber es geschah ihm etwas Sonderbares. Während des Gesprächs über seine Fehltritte fühlte der Junge sich merkwürdig erleichtert. Es war, als wäre ihm eine Last von der Seele gefallen. Nun war sie vorbei, die Zeit der Heimlichkeiten und des schlechten Gewissens. Als dann noch Mutter und Englischlehrer Gnade walten ließen und ihn ohne Bestrafung zurückschickten, war er beinahe glücklich. Die Schuld, die er auf sich geladen hatte, war nun erledigt. Er konnte neu anfangen. Dafür war er seinem Englischlehrer sein Leben lang dankbar. Was hier im Kleinen geschah, kann einem im Großen ebenfalls widerfahren. Schuld muss verheimlicht werden, damit man nicht in Ungnade fällt, ja, man kann sie manchmal auch schön einem anderen in die Schuhe schieben. Aber das Gewissen meldet sich und besteht darauf, dass Schuld angehäuft wurde und irgendwie beglichen werden muss. Ausreden sollen die Schuld verschieben und verkleinern. Aber damit ist sie nicht aus der Welt, und das Gewissen lässt nicht locker. Manch einer nimmt die Schuld trotzdem mit ins Grab. Sie ist dann eine lebenslange Belastung gewesen. Das Leben kann nicht wirklich gelingen, wenn es in dieser Weise belastet ist. „Wer seine Sünde leugnet, dem wird’s nicht gelingen“ (Sprüchen 28,13a), stellt das Buch der Sprüche in der Bibel lapidar fest. „Sünde“ ist an dieser Stelle mit „Schuld“ gleichzusetzen. Der Spruch ergänzt seine Aussage: „Wer sie - also die Schuld - aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen“ (Sprüche 28,13b). Diese Barmherzigkeit erfuhr der Schüler in seiner Seele, als seine Schuld endlich aufgedeckt wurde, und er erfuhr sie von seinen Eltern und seinem Lehrer. So darf jeder Mensch auf Barmherzigkeit hoffen, wenn er seine Schuld bekennt. Allerdings muss man auch damit rechnen, dass einem daraus ein Strick gedreht wird. Doch das Bekenntnis vor Gott führt immer zur göttlichen Vergebung. Ich glaube fest daran: Es gibt keine Schuld im Leben, die nicht von Gott vergeben werden könnte. Seine Barmherzigkeit hat kein Ende.

 

Es gilt das gesprochene Wort!

06.08.2020
Diederich Lüken