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Die Sendung zum Nachlesen:
„Hier, das ist Dein Zimmer“, sagt Frieda. Die Sechsjährige macht die Tür zu ihrem Kinderzimmer auf. Ein kleiner Schreibtisch, ein weißes Bett mit rosafarbener Bettwäsche mit Einhörnern, über dem Bett ein Regal mit Stofftieren – Bären, ein Pferd, eine Katze, irgendein Phantasietier in Regenbogenfarben - und mit einer Lichterkette aus Herzchen.
Frieda hat ihr Zimmer für mich freigemacht, damit ich hier übernachten kann. Dabei kennt sie mich gar nicht. Und ich kenne sie und die meisten in ihrer Familie auch nicht. Nur die Kollegin, Friedas Mutter. Sie hat mir für eine Nacht ein Quartier in ihrer Wohnung gegeben.
Am Abend, als ich schlafen gehen will, entdecke ich ein selbstgemaltes Bild auf dem Kopfkissen und in krakeliger Schrift steht da: „Herzlich willkommen, Petra! Schlaf gut.“ Dazu Friedas Lieblingssüßigkeit als Betthupferl und eine Flasche Wasser auf dem kleinen Hocker neben dem Bett. „Das hat Frieda alles ganz allein gemacht“, sagt Friedas Mama. „Auch das Bild.“ Ich bin gerührt. Ein Kind, das mich noch gar nicht kennt, macht, dass ich mich an einem fremden Ort geborgen und willkommen fühle.
Das war vor zwei Monaten. Und purer Luxus auf einer Dienstreise. Jetzt sind mehr als 200.000 Kinder und Erwachsene (1) nach Deutschland gekommen, auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine. Und viele deutsche Kinder basteln Willkommensbriefe und -geschenke für sie. Viele Familien rücken zusammen und machen Zimmer frei für die Menschen aus der Ukraine. Sie wissen nicht, wie lange die Geflüchteten bleiben werden. Wann sie zurück in die Heimat können. Ob überhaupt. Oder ob sie bald eine eigene Wohnung hier bei uns finden müssen. Alles ist noch ungewiss.
Aber erst einmal ist da ein Bett. Ein „Herzlich Willkommen, Ana, Kristina, Denis und Artem!“-Schild, vielleicht auch ein Betthupferl, eine Lichterkette und ein Stofftier.
Alles andere wird sich finden. Und viele Familien fragen die geflüchteten Menschen erstmal: Was braucht ihr? Womit können wir euch helfen? Manche haben Platz genug, damit die eigenen Kinder und die aufgenommenen Kinder ihren eigenen Bereich haben. Rückzugsraum ist für alle wichtig. Aber auch eine Übersetzerin, vielleicht auch eine psychologische Beratung. Viele Kinder wollen rasch zur Schule und die Erwachsenen wollen arbeiten.
Es ist großartig, wie viele Menschen jetzt ihre Türen für die geöffnet habe, die mit fast nichts hier ankommen. Oder die helfen, Räumlichkeiten anderswo herzurichten und freizumachen. Und an den meisten Orten machen auch die Behörden mit und die Ämter setzen sich mit vielen Überstunden ein und arbeiten lösungsorientiert für die Menschen – und nicht für die Formulare.
„Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn.“ Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. So elementar und so wichtig, dass die Bibel das als Auftrag direkt von Gott formuliert. (Die Bibel, Jesaja 58,7)
Viele tun sich schwer damit, Menschen bei sich zu Hause und in den eigenen vier Wänden aufzunehmen. Dafür gibt es gute Gründe. Und das ist auch völlig in Ordnung. Es gibt genügend andere Möglichkeiten zu helfen: mit einer Geldspende an eine der großen Organisationen zum Beispiel - die können auch in der Ukraine sachgerecht und professionell und rasch helfen. Oder mitarbeiten bei einer ehrenamtlichen Initiative vor Ort, die sich um Kleidung, Sprachunterricht, Begegnung, Schule, Arztbesuch und so vieles andere kümmern.
Das Betthupferl und das Willkommensschild, die offenen Türen und Herzen, die Spenden und das Mitmachen, das Mitgefühl für Menschen, die ihren Lebensraum verloren haben – all das rührt Gottes Herz. Er weint mit den Traurigen und freut sich mit den Fröhlichen, heißt es.
Literaturangaben:
(1) https://www.tagesschau.de/inland/gefluechtete-ukraine-lebensmittel-101.html (zuletzt abgerufen am 21.03.2022)
Es gilt das gesprochene Wort.