Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!
Sendung zum Nachlesen:
„Auch wenn ich keine Siegerin werde, das ist egal. Hauptsache, ich habe Spaß und bin dabei“, sagt Janet. Sie ist als Leichtathletin gerade achte geworden. Von acht Sportlerinnen ihrer Leistungsklasse, im Standweitsprung. Standweitsprung – das ist Weitsprung ohne Anlauf. Manche springen da 1,80 m. Und manche 30 cm. Aber das ist egal. Dabeisein ist alles. Darum geht es doch bei Olympia.
Diese Woche weht die olympische Flagge am Brandenburger Tor. Denn seit Montag sind Special Olympics. Das ist die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung. Mehr als 7000 Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt sind nach Berlin gekommen. Sie machen bei 26 Sportarten mit. Und mehr noch: 40.000 Athlet*innen gehören allein zu Special Olympics Deutschland. Das Ziel dieser weltweiten Inklusionsbewegung ist, Menschen mit geistiger Behinderung zu mehr Selbstbewusstsein, Anerkennung und Teilhabe zu verhelfen.
Vieles ist wie immer: das olympische Feuer, die Flaggen, der Eid. Aber manches ist auch besonders - und wie ich finde, besser. So wird zum Beispiel jede und jeder, der mitgemacht hat, im Rahmen der Siegerehrung geehrt. Alle bekommen eine Medaille. Auch wenn er oder sie nicht auf einen der ersten drei Plätze kommt – so wie Janet. Und wer in diesem Wettbewerb eine besondere Leistungssteigerung gezeigt hat, wird hervorgehoben - das hätten sich doch manche im Sportunterricht gewünscht. Auch der Eid ist besonders, den die Sportlerinnen und Sportler schwören. „Ich will gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich mutig mein Bestes geben!“ Ganz konsequent wird auch von Wettbewerb gesprochen - und nicht von Wettkampf. Alle wissen – letztlich sind wir nur gemeinsam stark.
„Zusammen unschlagbar“ heißt das Motto der Special Olympics in Berlin. Dazu tragen auch die Unified Teams bei – bei denen Sportler mit Behinderung mit anderen zusammen antreten. Zum Beispiel Leute aus einer geschützten Werkstatt mit anderen aus einem Sportverein. Erfolgreiche Zusammenarbeit gelingt am besten, wenn die Sportlerinnen und Sportler sich auch als Menschen kennenlernen und respektieren. Und wenn sie Spaß miteinander haben.
Ja, Olympia, die Fußballweltmeisterschaft, die großen Spiele – vielen ging es so wie mir – ich hatte schon keine Lust mehr, zuzuschauen. Viel zu oft ging es vor allem um Geld und Macht, Kommerz und Politik. Das hat niemandem mehr Spaß gemacht. Aber hier, bei den Special Olympics, da sehe ich so viele strahlende Gesichter, höre Jauchzen und Klatschen. Für ein paar Tage wohnt hier das Glück – ja, die Seligkeit.
Selig sind, die arm sind im Geist, hat Jesus mal gesagt- und es ist nicht so ganz klar, wen er damit meinte. Leute mit geistigen Einschränkungen, mit Lernschwierigkeiten? Oder Menschen, die nicht spüren, was wirklich zählt? Den Armen im Geist jedenfalls verspricht Jesus das Himmelreich! Und denen, die reinen Herzens sind, dass sie Gott schauen. Dem Himmel ganz nah sollen auch die sein, die sich nach Gerechtigkeit sehnen. In diesen Tagen habe ich das Gefühl: ich kann das sehen. Beim Blick auf die Bilder aus Berlin. Ich sehe das Glück der Sportlerinnen und Sportler, dabei zu sein und dazu zu gehören. Sehe die Begeisterung der Freiwilligen, den Teamgeist in den Unified Teams. Und den Stolz der Eltern.
Es ist Gott sei Dank lange her, da hieß Aktion Mensch noch Aktion Sorgenkind. Sorgenkinder – so nannte man damals Menschen mit Behinderung. Längst hat sich gezeigt: Das sind die, von denen wir anderen lernen können, worauf es wirklich ankommt. Davon erzählt Wiebke Kröger, die 2016 zu den „Unified Baskets“ stieß, einem inklusiven Team in Essen. Neben ihrem Studium der Heilpädagogik betreute die 28-Jährige eine Wohngruppe und erfuhr so von einem inklusiven Basketballturnier. Sie fragte, ob sie zum Training kommen könnte, und blieb dabei. Trotz Ehrgeiz „gibt es bei uns nicht diesen krassen Konkurrenzkampf“, sagt sie. Im Unified-Team können alle mitspielen: „Wir freuen uns über jeden Korb, der fällt“. Das wäre doch auch was für den Alltag. Nicht nur beim Sport.
Es gilt das gesprochene Wort.