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Es sprudelt, rinnsalt, fließt, gluckert, schäumt und schwappt. Die Sonne funkelt darauf und in Filmen versinkt sie abends darin. Die Werbung nennt es „belebend“ und „vitalisierend“ in einem Satz und niemanden stört es, dass beides das gleiche meint.
Auf seiner spiegelglatten Oberfläche ziehen Wolken dahin. Und wenn ein Wind darüber streicht, dann kräuselt es sich.
Wasser. Dich gibt es angereichert mit B-Vitaminen und angereichert mit Klischees. Du hältst jung, du schwappst über Zehen am Sandstrand, du leckst mit Salzzunge über Sonnencreme-Haut. Du machst 60% des Menschen aus, 70% der Erdoberfläche und 90% einer Gurke. Aus sicherer Quelle weiß ich, dass es genau genommen nie nach Meer riecht, wenn man sich der Küste nähert, sondern höchstens nach Algen. „Oh wie wunderbar, riechst du schon die Algen?“ müsste ich beim nächsten Strandurlaub sagen. Von der schäumenden Gischt deiner Wellen habe ich schon viel gehört, aber der braune Schaum in der Spree wird selten besungen. Er ist viel langlebiger als deine Schaumkronen und vor allem ekliger.
Eine Mineralwassermarke bewirbt dich mit dem Slogan „Natürlich jung“. Eine andere behauptet: „Die Kraft ist in dir“, was ein bisschen so klingt, als hätten sie es bei StarWars abgekupfert.
Und in der Bibel bist du „Zeichen des Lebens“, sie kennt dich aber auch als Sintflut, als Katastrophe. Eine Wassermarke hat sich auch aus der Bibel einen Slogan geklaut: „Wasser des Lebens“ - was ein bisschen ulkig ist. Denn das „Wasser des Lebens“ steht in der Bibel für das Evangelium und den Glauben. Im Werbeslogan steht das Wasser sehr kreativ für: Wasser.
Weißt du, neulich standest du mir bis zum Hals - und das war sehr schön im Badesee. Ich bin dann eine Runde geschwommen und hab darüber nachgedacht, dass es bei dir total auf die Perspektive ankommt.
Schäumende Gischt oder Chemieschaum am Flusseinlauf? Urlaubskulisse Mittelmeer oder Fluchtroute mit Trauma-Garantie und Todesrisiko? Im Roten Meer der Bibel waren deine Fluten für die Israeliten die Rettung – für die Ägypter der Tod.
Für Jesus bist du sicherer Boden, auf dem er gehen kann. Für Petrus bist du Wassermasse, in der er versinkt und einer rettenden Hand bedarf. Für gezählte 26.832 Menschen war das Mittelmeer seit 2014 der Tod durch Ertrinken. Für sie keine rettende Hand. „Stille Wasser sind tief“, heißt es.
Und die Tiefen des Wassers sind still.
Es gilt das gesprochene Wort.