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Die Sendung zum Nachlesen:
Mein Mann und ich sind Valentinstag-Fans. Wir zelebrieren auch sonst im Jahr unseren Kennenlern-Abend, unseren standesamtlichen und kirchlichen Hochzeitstag. „Ihr seid schrecklich romantisch!“, sagen manche Freunde. Aber mir zumindest – und ich hoffe, meinem Mann ebenfalls - bereitet es Freude, bestimmte Tage aus dem Allerlei des sonstigen Getriebes herauszuheben, uns mal wieder für ein Rendez-vous zu verabreden und den Abend besonders zu begehen.
Gelegenheit stärkt die Liebe, und die Gelegenheit Valentinstag packen wir beim Schopf. Es muss nicht exakt am 14. Februar stattfinden, es kann auch ein Abend drumherum sein. Der Einwand, dass der Valentinstag doch nur kommerzialisiert ist, stört mich wenig. Ich freue mich für die Restaurants, wenn der Raum voller Gäste ist. Und ich kaufe gerne einen Strauß im Blumenladen unseres Vertrauens bei uns ums Eck. Die Floristin erzählt mir: „Im Januar kaufen die Leute immer wenig Blumen. Da hilft der Valentinstag schon sehr.“
Der Valentinstag ist voller Rosen und Herzen. Die Liebe hat eine Neigung zum Kitsch. Das gilt ein bisschen auch für die ökumenische Jahreslosung aus der Bibel, die gut zum Valentinstag passt: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1. Korinther 16,14) Das schreibt der Apostel Paulus in der Bibel, und er hat dabei nicht nur Liebespaare im Blick. Im Gegenteil, Paulus ist selber ein überzeugter Single. Die Liebe ist für ihn die Kraft Gottes, die in allem wirkt.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Das ist nicht die Aufforderung, die Harmoniesoße über alles zu gießen. „Die Liebe freut sich an der Wahrheit“, schreibt Paulus. Den anderen lieben oder mit ihr befreundet zu sein, bedeutet nicht, alles runterzuschlucken, was mich stört. Wenn ich aufrichtig liebe, wenn es eine gute Freundschaft ist, dann gehört dazu, dass ich aussprechen kann, was mir zu schaffen macht. Trotz Liebe geschehen Lieblosigkeiten. Die Liebe kehrt Ärger und Verletzungen nicht unter den Teppich. Aber sie kehrt alles zum Guten. Sie sucht das Beste im Gegenüber und liebt es hervor.
Die Liebe freut sich an der Wahrheit. Das gilt nicht nur für Paare, sondern auch für Freundschaften. Meine Erfahrung ist, dass es eine Freundschaft vertieft, wenn ich mit der oder dem anderen ehrlich sein kann gerade an den kritischen Punkten, bei Meinungsverschiedenheiten. Dafür brauche ich den Mut zur Aufrichtigkeit mir selbst und dem anderen gegenüber, ein gutes Gespür für mich und die anderen.
Ich bewundere immer aufs Neue, wie fein ausbalanciert das biblische Gebot der Nächstenliebe ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Aufmerksamkeit für den anderen und für mich selbst verhalten sich wie die beiden Schalen einer Waage. Die Waage gerät aus dem Gleichgewicht, wenn ich nur mich sehe, aber auch, wenn nur der andere zählt und ich mich selbst zum Leichtgewicht mache.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Dieses „alles, was ihr tut“ adelt den Alltag. Liebe ist etwas für die großen, besonderen Momente und die wunderschönen Ausnahmesituationen, so wie vielleicht der Valentinstag heute sein kann. Aber ihr Bewährungsort ist der Alltag. Da zeigt sich, ob ich Aufmerksamkeit walten lasse für die Menschen, mit denen ich lebe und zu tun habe. Lasse ich zu, dass das, was mich an dem anderen nervt, meine Stimmung dominiert oder lasse ich Platz für das Liebenswerte, das mein Gegenüber hat?
In Liebe geschehen lassen. Mir gefällt dieses „Geschehen lassen“. Das ist eine eigene Weise, wie ich mich verhalten kann. Ich kann aktiv etwas tun. Ich kann passiv etwas erleiden. Und das Dritte dazwischen: Ich kann etwas geschehen lassen. Es wirken lassen. Heißt: Die Liebe ist schon da. Ich muss sie nicht erst herstellen. Aber ich kann versuchen, sie möglichst viel und möglichst oft geschehen zu lassen. Heute am Valentinstag und auch sonst.
Es gilt das gesprochene Wort.