Die Welt im Mai kann so schön sein und macht mir Lust ihre Schönheit zu besingen.
„I see skies of blue and clouds of white. The bright blessed day, the dark sacred night. – Ich seh blauweißen Himmel, ein gesegneter Tag, dunkle heilige Nacht.“ Im Mai kommt es mir leicht über die Lippen „what a wonderful world. Was für eine wunderbare Welt.“
Aber wie schnell passiert es: Die Schönheit wird zunichte. Schlimmes bricht ein, mit dem ich nicht rechnen konnte. Manchmal benutzt das Böse und Schlimme die Schönheit der Welt wie eine Kulisse für sein übles Spiel. Als wollte es den Widerspruch zwischen hässlich und schön möglichst brutal vor Augen führen: Je schöner ein Maiwochenende, umso zahlreicher und schlimmer die Unfälle mit Motorfahrern.
Der Anschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund geht mir immer noch nach. Es war ein guter Abend. So viele haben sich auf ein schönes Spiel gefreut. Ich auch. Und dann schafft es das perfide Böse in einem Menschen, die Schönheit der Welt nichtig werden zu lassen. Der Abendhimmel war nach dem Mordanschlag vermutlich immer noch schön. Aber gesehen habe ich das nicht mehr.
Vielleicht ist das das Wesen von Terror überhaupt. Dass er sich nicht nur am Leben an sich vergeht und es zerstört. Sondern, dass er es gerade dann tut, wenn Menschen sich am Leben freuen und es als schön erleben. In Berlin war es ein Weihnachtsmarkt, in Nizza im vergangenen Jahr haben Menschen ihren Nationalfeiertag gefeiert. In Paris 2015 sich auf ein schönes Konzert gefreut.
Terror will auch das Vertrauen erschüttern, dass die Welt schön ist. Ich soll sie anscheinend auch so hässlich und schrecklich sehen, wie diejenigen, die sie mit ihrem Terror überziehen.
„Schön ist die Welt, what a wonderful world.“ Die Lust so zu singen, und daran zu glauben, die soll den Menschen im Hals stecken bleiben. Das ist ein Bestreben des Terrors. Und das viele „alltäglich“ Schlimme, das uns Menschen treffen kann, man könnte meinen, es will dasselbe.
Für mich als glaubenden Menschen ist das auch ein Angriff auf mein Gottvertrauen. Auf das Glück, Gott dankbar zu sein. Und die Lust, ihn zu loben für die Schöpfung, dass sie schön ist und gut, die soll mir wohl auch vergehen. Insofern sind Terroristen im Namen Gottes die gottlosesten Gestalten, die ich mir nur denken kann.
Darum erst recht: „Schön ist die Welt“. Es ist lebenswichtig, das Schöne und Gute der Welt zu sehen. Weil es uns Menschen Mut macht, am Schlimmen und an Problemen nicht zu verzweifeln. Sondern sich ihrer anzunehmen. Ich glaube, wir Menschen brauchen Schönheit. Wir brauchen es, immer wieder Schönes zu sehen, zu hören und zu schmecken. Davon zu reden und zu singen. Denn Schönes löst ganz automatisch Freude aus.
Vielleicht brauchen Sie und ich das Schöne gerade dann besonders, wenn man ein sensibler Mensch ist. Oder ein verletzter. Wenn einem das Schlimme in der Welt besonders nahe geht. Ich finde, dann darf man erst recht das Schöne sehen, schmecken und hören. Ich darf es nicht nur, es ist im wahrsten Sinne des Wortes lebensnot-wendig: Ich lege mir die Sinne für Schönes immer wieder frei. Innerlich und äußerlich.
Man könnte an der Welt verzweifeln und am lieben Gott auch. Aber oft liegt - haarscharf neben der Verzweiflung auch etwas Schönes, Berührendes, Beglückendes. Und wenn es da ist, dann soll man auch hinschauen, es wahrnehmen, damit es in mir wirken kann. Damit sich die Seele daran wärmt, stärkt und selbst schön wird. Sie soll am Schlimmen nicht verzweifeln und verbittern.
„Schön ist die Welt - What a wonderful world.“ Der Mai macht Lust zum Singen. Und soll das Vertrauen stark machen, dass die Welt eine gute und schöne Schöpfung Gottes ist. Und nicht zuletzt auch die Kraft wecken, das Meine zu tun, damit die Welt schön bleibt und für möglichst viele auch als schön erfahrbar wird.