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Sternenwanderung
Der Wink des Himmels im Alltäglichen
07.01.2025 06:20

Würde ich mich aufmachen, nur weil ich einen Kometen am Himmel gesehen habe?

 

Sendung nachlesen:

Als Jesus in Betlehem geboren war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. (…) Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. (Matthäus 2,1-2)

So steht es in der Bibel. Wie seltsam, dass die Sterndeuter das Ziel des Sterns einfach akzeptieren. Viel wahrscheinlicher wäre doch, dass sie ankommen an der mickrigen Unterkunft, in der das Jesuskind liegt, sich umsehen und denken: "Fehlalarm. Irgendwo ist uns da auf der Sternenkarte ein Berechnungsfehler passiert. Das war ein hübscher Stern, aber das hier ist niemals ein König!"

Aber nein, in der Bibel steht: Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.

Die Sterndeuter suchen einen König und finden: ein stinknormales Haus. Eine Mutter, ein Kind, das in die Windeln macht. Das ist alles. Wäre da nicht der Stern über dem Haus. Gut, das ist schon ungewöhnlich. Andererseits: Sterne sind nicht einfach zu deuten.

Die Hirten hatten es da irgendwie leichter. Denen erscheint ein echter Engel und dann die Menge der himmlischen Heerscharen. Und sie bekommen vorab eine detailgenaue Beschreibung, was sie erwartet: "ein Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend".

Wenn mir in der Nacht ein Engel erscheint und mir das sagt, und nicht nur mir, sondern auch meinen Kollegen, die dabei sind, und wenn wir uns im Anschluss anschauen können und fragen: "Hast du das auch grad gehört oder spinn ich?!" Und wenn wir uns dann alle einig sind, dass wir das Gleiche erlebt haben, dann – ja dann, würde ich vermutlich auch losgehen und diese Krippe suchen und das Kind darin anbeten.

Aber das würde ich doch nicht machen, nur weil ein Komet am Himmel erscheint und die Sternenkunde sagt: Da ist ein neuer König geboren. Deswegen lasse ich doch nicht alles stehen und liegen.

Das sage ich. Aber die Sterndeuter aus dem Osten sagten sich damals etwas anderes. Obwohl sie nicht wussten, was sie erwartet. Sie hatten Augen für das Außergewöhnliche, das ganz normal aussieht. Einen Sinn für Sternenglanz im Alltäglichen. Sie haben verstanden: Gott zeigt sich in diesem Kind.

Dafür bewundere ich sie. Sie sehen ein kleines Zeichen, nur einen Stern irgendwo am weiten Himmel. Und dennoch machen sie sich auf und erkunden, was dieser Stern ihnen sagen will. Sind bereit, den Wink des Himmels im ganz Normalen zu finden.

Es gilt das gesprochene Wort.

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