Glücklich getauft
Morgenandacht von Pfarrer Jost Mazuch
26.09.2023 06:35

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Die Sendung zum Nachlesen: 

Ich stelle mir Jesus als einen glücklichen Menschen vor. Ich weiß, vielen Menschen hat sich ein anderes Bild eingeprägt: das des leidenden Christus, der am Kreuz stirbt. Der alles Böse und Ungerechte auf sich nimmt, alle Schmerzen und alle Leiden, die wir Menschen durchstehen müssen.

Und doch glaube ich, dass die Geschichte dieses einzigartigen Menschen nicht richtig erzählt werden kann ohne das andere Bild: das Bild des glücklichen Jesus. Für mich verbindet sich dieses Bild mit der Geschichte von seiner Taufe.

Da ist der Täufer Johannes am Jordan, ein Prophet in einer wüsten Gegend, der die Menschen zur Buße ruft, zu einem Neuanfang. Als Zeichen des neuen Lebens taucht er sie ein in das lebendige Wasser. Wie eine große Reinigung ist das. Als neue Menschen sollen sie da herauskommen.

Jesus geht zu ihm. Sie sind entfernt miteinander verwandt, gehören zu einer Generation. Johannes und Jesus – wer braucht wen? Der Täufer wehrt ab: Eher müsstest du doch mich taufen! Aber Jesus besteht darauf, selbst getauft zu werden: Lass es geschehen!

Und dann geschieht Wunderbares: Die Taube flattert von oben herab, gibt dem unsichtbaren Geist eine Gestalt. Und eine Stimme vom Himmel spricht: "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Was einige Menschen schon bei der Geburt Jesu erfahren haben, was seine Mutter in ihrem Herzen bewegte, das wird jetzt sozusagen offiziell. Ihm, dem erwachsenen Menschen Jesus, wird es persönlich zugesprochen: Du bist Gottes Kind. Gott hat dich, ganz speziell dich, in sein Herz geschlossen.

Wie viele Menschen sehnen sich danach, diese Worte zu hören! Wünschten sich, dass ihre Eltern das einmal sagen: Du bist mein liebes Kind! Ich habe Freude an dir. Wohlgefallen, dieses alte Wort würde wohl niemand benutzen. Aber: Ich habe dich von Herzen lieb. So etwas braucht jedes Kind, und wenn ihm das niemand sagt, dann fehlt es auch noch dem Erwachsenen.

Deshalb glaube ich, dass Jesus ein glücklicher Mensch war. Weil er wie kein anderer verbunden war mit den Menschen um ihn und mit dem Schöpfer des Lebens. Sicher haben seine irdischen Eltern ihm das bereits mitgegeben, diese Zusammengehörigkeit und diese Liebe. Aber bei der Taufe sagt es auch sein himmlischer Vater klar und unmissverständlich: Du gehörst zu mir und ich zu dir. Der Himmel tut sich auf.

Das machte Jesus zu diesem besonderen Menschen, der dieses gute Verhältnis, diesen Bund zwischen Gott und uns Menschen repräsentiert. Man sah es ihm an und er strahlte es aus: dass er zu Gott gehörte.

Und er gab das alles weiter. Jesus selbst hat niemanden getauft. Aber er hat es seinen Schülern aufgetragen, dass sie es in seinem Namen tun. Und so wird es seit zweitausend Jahren getan. Weil Jesus das alles, was ihm gegeben war, nicht für sich behalten konnte, sondern es allen weitersagte und weitergab. Und in seinen Geschichten erzählt er von Gott, der wie eine fürsorgliche Mutter für uns Menschen sorgt. Der wie ein liebevoller Vater auch die verlorengegangenen Kinder wieder voll Freude in seine Arme schließt.

Jesus war ein glücklicher Mensch, weil er das selbst so unmittelbar erfahren hat. Das Bild seiner Taufe weckt in mir die Sehnsucht, auch etwas von diesem tiefen Glück zu erleben. Von dem Glück, das es nicht zu kaufen gibt. Dem Glück, das auch dem Leid und den schmerzlichen Seiten des Lebens standhält. Das selbst der Tod nicht beendet. Seligkeit, so hat man dieses große Glück früher genannt. Ein fast vergessenes Wort. Doch das, was damit gemeint ist: diese andere, stärkere Form des Glücks – das kann ich nicht vergessen, daran will ich festhalten.

Als ich getauft wurde, ist es auch mir versprochen worden. Manchmal meine ich zu fühlen, wie mich dieses Glück berührt. Als ob mich der Hauch des Heiligen Geistes streift wie der Flügel einer Taube. Dann spüre ich die Kraft zu lieben, und ich merke, dass ich mehr kann, als ich dachte. Manchmal erinnere ich mich daran: Ich bin doch getauft – mir ist das große Glück versprochen, die Seligkeit.

Es gilt das gesprochene Wort.