Worte leihen

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Worte leihen
Klagen und Beten mit Psalm 7
04.03.2022 - 06:35
06.01.2022
Heidrun Dörken
Über die Sendung

Die Gedanken zur Woche im DLF.

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Heute muss ich mir Worte leihen, und ich bin froh, dass es sie gibt. Ein altes Gebet. Ein Psalm der Bibel. Wie viele wache ich auf und höre von dem entsetzlichen Leid. Von Zerstörung und Tod durch den Angriffskrieg von Putins Russland gegen die Ukraine. Die Kinder, Frauen und Männer dort haben kaum ein Auge zugetan in den Kellern und U-Bahnhöfen, auf der Flucht oder beim Verteidigungskampf.

Ich nehme Zuflucht zu Worten der Bibel, so wie das viele Menschen vor uns getan haben. Um nicht zu verstummen oder nur zu schreien. Psalm 7 ist eine Klage zu Gott: „Mach ein Ende mit der Bosheit“. Seine alten, manchmal fremden Worte stehen bereit. Für die, die vom Krieg betroffen sind, auf welche Weise auch immer. Für die, die vielleicht gern beten möchten. Und doch nicht wissen, wie sie beten können. In der Bibel steht: Diese Worte sind zuerst gesagt worden als „ein Klagelied von David. Er sang es vor Gott, als ihm einer eine Todesnachricht überbrachte“.  Seitdem haben immer wieder Menschen in großer Not diese alten Worte gesprochen und sich zu eigen gemacht.

Ich spreche Psalm 7.

2 Mein Gott, bei dir suche ich Zuflucht.

Rette mich vor allen, die mich jagen!

3 Hilf mir, damit mein Feind mich nicht anfällt wie ein Löwe.

Sonst reißt er mich noch in Stücke

und keiner ist da, der mich rettet.

4 Mein Gott, was habe ich denn getan?

Klebt etwa Schuld an meinen Händen?

5 Habe ich meinem Freund etwas Böses getan?

Oder habe ich einen Menschen beraubt, der mich grundlos in die Enge trieb?

6 Dann soll mich der Feind jagen und einholen!

Dann soll er mein Leben zugrunde richten

und mein Ansehen in den Schmutz ziehen.

7 Steh auf, Gott, voller Zorn!

Geh vor gegen das Wüten meiner Feinde!

Wach auf und hilf mir, mein Gott!

Du hast doch beschlossen, Gericht zu halten.

8 Versammle die Nationen rings um dich!

Hoch über ihnen nimm deinen Platz ein!

9 Herr, du bist Richter über die Völker.

Verhilf mir zu meinem Recht, Gott!

Ich habe mich doch gerecht verhalten

und keine Schuld auf mich geladen.

10 Mach ein Ende mit der Bosheit dieser Frevler.

Doch den Gerechten lass bestehen.

Der die Menschen auf Herz und Nieren prüft,

ist ein gerechter Gott.

11 Gott ist mein Schild, der mich schützt.

Er hilft allen, die ein ehrliches Herz haben.

12 Und wenn Gott ein Urteil fällt, ist er im Recht.

Zu jeder Zeit kann er es vollstrecken.

13 Wer nicht zur Umkehr bereit ist,

der soll sein Schwert schärfen,

seinen Bogen spannen, zum Schuss anlegen.

14 Gegen sich selbst richtet er die tödlichen Waffen.

Und die Pfeile, die ihn treffen sollen,

steckt er mit eigener Hand in Brand.

15 Seht nur, mit Unheil geht er schwanger,

Verderben trägt er in seinem Leib.

Nur Lug und Trug bringt er zur Welt.

16 Eine Grube hat er gegraben und ausgehöhlt.

Doch dann stürzte er in das Loch, das er selbst geschaufelt hat.

17 Das Unheil fällt auf ihn selbst zurück, und seine Tat holt ihn am Ende ein.

Psalm 7. Ich leihe mir heute seine Worte. Einige sind mir fremd. Aber diese alten Worte aus der Bibel tragen meine Klage. Sie können trösten. Auch mich. Auch diese Worte, mit denen er endet:

18 Ich danke Gott für seine Gerechtigkeit.

Ich will loben den Namen Gottes, des Allerhöchsten.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

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06.01.2022
Heidrun Dörken