gemeinfrei via unsplash / Miguel Bruna
Halte deine Träume fest
Welche Zukunftsvision wirkt gegen zerstörerische Kräfte?
23.04.2025 06:35
Hoffen bedeutet nicht, die Hände in den Schoß zu legen. Ich muss was tun, damit die Vision einer guten Zukunft Wirklichkeit wird.
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"Meine Hoffnung ist kein Zustand, sondern eine Tätigkeit. Sie bedeutet, daran zu arbeiten, dass sich die Wahrheit gegenüber den Lügen durchsetzt." So schreibt der Journalist Bernhard Pötter in der tageszeitung taz über "Hoffnung und Klimakrise".

Das hat mich beeindruckt. Hoffnung nicht als Sitzen und Warten zu verstehen – im Sinne des alten Sprichworts "Hoffen und Harren hält manchen zum Narren". Sondern: Hoffnung als etwas Aktives zu begreifen. Hoffen bedeutet dann, selbst etwas zu tun. Wer auf tätige Weise hofft, erlebt die eigene Selbstwirksamkeit – lässt sich nicht lähmen, resigniert nicht, sondern kann gestalten, Lüge und Hass widersprechen.

Wichtig ist mir dabei, die eigene Hoffnung positiv zu formulieren: meine Vision von einem guten Leben in Worte zu fassen, auszusprechen - und auch zu verteidigen.

Ein Kirchenlied besingt es so:

"Halte deine Träume fest. Lerne sie zu leben.

Gegen zu viel Sicherheit. Gegen Ausweglosigkeit.

Halte deine Träume fest."

Das ist leichter gesungen als getan, wenn das Leben immer krisenhafter wird. So vieles ist bedroht, das unsere Lebensgrundlage ausmacht, die Vielfalt der Arten, der Respekt vor Anderen, die Demokratie.

Umso mehr halte ich an meinen Träumen fest. An meiner Vision von Zukunft, von der Lebensfähigkeit auf der Erde, von einem Frieden, der wirklich einer ist, von Demokratie und Zusammenhalt in Europa. Der Hoffnung Worte geben.

Und das Positive benennen: Ja, ich möchte, dass unsere Regierungsform weiterhin Demokratie heißt, dass es Meinungsfreiheit und Pressefreiheit gibt, dass Bürgermeister sich konstruktiv für ihre Kommunen einsetzen können, ohne mit Gewalt bedroht zu werden. Ja, ich möchte, dass üble Nachrede, Hetze und Verleumdung strafrechtlich verfolgt werden und sich Gerechtigkeit durchsetzt.

An den Träumen festhalten. Die Vision für eine gute Zukunft stark machen. Keine leichte Angelegenheit angesichts der krisenhaften Lage, in der sich Klima und Demokratie befinden. Deshalb halte ich es für so sinnvoll wie notwendig, für meine Hoffnung aktiv etwas zu tun. Ich versuche, wo ich kann, für Demokratie einzustehen und dafür auch auf die Straße zu gehen. Ich versuche, Widerspruch zu leisten, wenn ein Mensch verleumdet und zur Zielscheibe von Hass wird.

Zum Thema Hoffnung hat die Bibel einiges zu sagen: "Hoffnung lässt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen." (Römer 5,5) Das schreibt der Apostel Paulus an die christliche Gemeinde in Rom.

Zuschanden werden ist ein alter Begriff. Er bedeutet vernichtet werden, zugrunde gehen. Ähnlich wird heute der Begriff der Disruption verwendet. Ursprünglich hatte dieser Begriff auch eine positive Bedeutung, die einer radikalen Neuerung, für die Althergebrachtes verworfen werden muss. Heute hat sich diese Bedeutung ins Gegenteil verkehrt. Disruptiv ist eine Politik, die etwas radikal zerstört, das bislang für Stabilität und Schutz gesorgt hat. Wie zur Zeit die Demokratie in den USA einer brachialen Disruption zum Opfer fällt.

Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen. Paulus benennt als Grund dafür: Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen.

Ich halte die Liebe Gottes für unzerstörbar. Wenn sie in unsere Herzen ausgegossen ist, dann wirkt diese unzerstörbare Liebe auch in uns. Gottes Liebe in unseren Herzen kann zur festen und beständigen Grundlage für alles Hoffen und Handeln sein. Denn sie verleiht Kraft.

Für die Theologin Dorothee Sölle baut die Liebe Herrschaft ab, indem sie sich angewiesen weiß auf andere und auf Gott. So unzerstörbar Gottes Liebe ist, so unzerstörbar ist auch die Hoffnung. Sie widersetzt sich zerstörerischen Kräften. Statt zu entzweien, verbindet sie. Halte deine Träume fest, lerne sie zu leben!

Es gilt das gesprochene Wort.

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