Der Garten und die Liebe

Wort zum Tage
Der Garten und die Liebe
28.07.2020 - 06:20
09.07.2020
Eberhard Hadem
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Zwischen einem Garten und der Liebe gibt es eine Analogie, eine Entsprechung: Auch Liebe will geschützt und umhegt werden – wie ein Garten.

Im biblischen Hohenlied, einem zärtlichen Gesang, der Liebende verbindet, spricht der Freund zu der Geliebten: Ein verschlossener Garten ist (…) meine Braut, ein verschlossener Brunnen, ein versiegelter Quell. Aus dir gehen hervor ein Hain von Granatbäumen mit köstlichen Früchten, Hennasträucher samt Nardenkräutern, Narde und Safran, Gewürzrohr und Zimt samt allen Weihrauchhölzern, Myrrhe und Aloe samt allen besten Balsamsträuchern, ein Gartenquell, ein Brunnen lebendigen Wassers (Hld. 4, 12 – 15). Und die Geliebte antwortet ihrem Freund: Nordwind wach auf, und Südwind komm! Weh durch meinen Garten! (…) In seinen Garten komme mein Geliebter und esse seine köstlichen Früchte (Hld. 4, 16).

Ich verstehe diese sinnlichen Verse der Bibel so, dass die Liebe wie ein Garten ist, den Liebende gemeinsam genießen. Um den sie sich gemeinsam bemühen, zärtlich und handfest. Bei der Gartenarbeit gehört es dazu, auf den Knien zu jäten, und wenn man mit dem Beet als Ganzem fertig ist, fängt man wieder von vorne an. Dennoch würden weder Gärtnerin noch Gärtner ihre Mühe als ungeliebte Arbeit verstehen. Ohne ihre Mühe würde der Garten nicht blühen. Und ohne die Mühe der Geliebten würde die Liebe zwischen ihnen nicht blühen, nicht auf Dauer jedenfalls.

Wer im Garten arbeitet, weiß, dass er im richtigen Moment das Richtige tun muss: Mal viel umgraben, ein andermal nur abwarten. Dann wieder kommt es darauf an, geduldig zu wässern, wenn es zu trocken wird. So verschieden sind die Mühen auch in der Liebe. Jemand hat einmal die ‚Fünf Sprachen der Liebe‘ zusammengestellt (Gary Chapman. Die fünf Sprachen der Liebe Gottes, Brunnenverlag Gießen, 2. Auflage 2005). Es sind die Sprache der Anerkennung, die Sprache der gemeinsam geteilten Zeit, des Geschenks, der praktischen Hilfe und die Sprache des Körperkontakts. Menschen in Beziehungen sprechen in diesen fünf verschiedenen Sprachen miteinander – leider nicht immer gleichzeitig in derselben Sprache.

 

Nicht jede und jeder muss alle Sprachen gleich gut beherrschen. Es ist schon viel, voneinander zu wissen, in welcher der fünf Sprachen der andere besonders gerne spricht und angesprochen wird; und was die eigene Lieblingssprache ist. Das hilft, nicht gekränkt zu sein. Wissen, was jetzt dran ist, was die Liebe braucht – das könnte man vom Garten lernen, auch wenn man keinen hat.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

09.07.2020
Eberhard Hadem