Ich bin Gottes Garten

Wort zum Tage
Ich bin Gottes Garten
30.07.2020 - 06:20
09.07.2020
Eberhard Hadem
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In der Bibel wird Menschen versprochen: Du wirst sein ein bewässerter Garten. Ein schönes poetisches Bild fürs Menschsein. Aber mit dieser Verheißung sind ganz konkrete Bedingungen verbunden, wie wahres Menschsein aussieht (Jes. 58,9ff.): Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt (…). Du sollst heißen: ‚Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne‘.

Die Nächstenliebe klingt hier wie ein Programm und zugleich wie ein Versprechen: Lass den Hungrigen dein Herz finden, dann wird man dich nennen: ‚Der die Lücken verschließt, die Wege begehbar macht, dass man da wohnen könne‘. Das sind seltsame Namen – es sei denn, ich entdecke die Wertschätzung, mit der Gott hier spricht.

Ich darf ein Mensch werden, in dessen Nähe andere sich gerne aufhalten – die Bibel sagt wohnen können. Weil andere spüren, dass sie in meiner Nähe Freiheit erfahren, dass ich ihnen Raum gebe.

Ich darf ein Mensch werden, der nicht auf Fehler der anderen fixiert ist – die Bibel sagt: der die Lücken zumauert. Gott glaubt an mich, dass ich andere nicht mit der Nase auf ihre Schwächen und Unvollkommenheit stoße, sondern liebevoll die Lücken ihres zerzausten Lebenshauses verschließen werde.

Ich kann kaum glauben, dass ich ein solcher Mensch werden könnte! Doch Gott verspricht es mir: Du wirst einer werden, der es anderen leicht macht, zu sich selbst zurückzukehren – die Bibel sagt der die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne. Wer wünscht sich das nicht, so ein Mensch zu werden? Doch es gibt keinen Schalter im Kopf, den ich dafür einfach umlegen könnte. Ich kann mich nicht umprogrammieren.

Mir hilft das Bild des Gartens: Ich erkenne, wie Gott das mit mir macht. Er arbeitet in und an mir, wie eine Gärtnerin in einem Garten arbeitet, die ein Stück Welt ausgrenzt und sich vornimmt und dieses Stück Welt gestaltet, pflegt und bewahrt. Ich bin bereit, Gott an mir arbeiten zu lassen. Ich will sein Garten sein; der wiederum einen Gärtner braucht, der das Beste hervorbringen möchte, das in mir auf seine Entfaltung wartet.

Die kluge Mystikerin Teresa von Avila sagt einmal über Gott als Gärtner: [Es] war […] mir eine große Freude, zu bedenken, dass meine Seele ein Garten sei und der Herr in ihm spazieren ging (Therese von Avila. Das Buch meines Lebens. Vollständige Neuübertragung Gespannt bin ich, was er mit mir machen wird.

09.07.2020
Eberhard Hadem