Wer zuletzt lacht…

Wort zum Tage
Wer zuletzt lacht…
16.07.2020 - 06:20
25.06.2020
Hannes Langbein
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Kennen Sie den schon? Kaufen ein Deutscher und ein Franzose für den Lockdown ein: Im Einkaufswagen des Franzosen eine Kiste Champagner und Kondome, im Einkaufswagen des Deutschen: Toilettenpapier… - Zugegeben, nicht der subtilste Scherz. Aber ein Scherz. Und das in den ersten Tagen des Lockdowns, gezeichnet von einem Karikaturisten. Was für eine Wohltat, auch einmal über oder besser: gegen Corona lachen zu können!

Lachen ist nicht nur eine Wohltat. Es ist ein körperliches Ereignis. Es schüttelt den ganzen Körper. Es spannt und entspannt die Muskeln. Es lässt uns für einen Moment alles andere vergessen. Der Anthropologe Helmuth Plessner hat das Lachen als eine Fähigkeit des Menschen verstanden, sich für einen Moment von seiner Umwelt zu distanzieren, sich für einen Augenblick neben und sogar über die Dinge zu stellen. Einem Witz gelingt es, uns für einen Moment aus unserer Welt hinauszukatapultieren, die Welt sozusagen heilsam auf den Kopf zu stellen.

Wenn es nach Sprachwissenschaftlern geht, liegt das an seiner Pointe – also der überraschenden Wendung am Ende eines Witzes, die uns in einem Nu zum Lachen bringt. Theologen meinen, dass genau das auch in der biblischen Sprache geschieht, wenn Jesus von Nazareth seine Gleichnisse erzählt: „Das Himmelreich ist wie…“ leitet Jesus von Nazareth seine Gleichnisse ein – und dann kommt eine Erzählung, die seinen Zuhörern den Kontrast zwischen Welt und Himmelreich vor Augen führt, aber so, dass beide Perspektiven am Ende einen überraschenden Kurzschluss ergeben. Nicht unbedingt ein Schenkelklopfer, aber ein Aha-Effekt, der den Blick Gottes auf unsere Welt zum Ausdruck bringt.

Das gilt auch für Bilder: Karikaturen sind in der Regel deshalb so komisch, weil sie mit spitzer Feder zwei miteinander unvereinbare Perspektiven auf überraschende Weise miteinander verbinden. In der Regel ist das ein Bild und eine unerwartete Bildunterschrift. So wie das Kreuz Christi, das ursprünglich auch eine Karikatur war: Ein verurteilter Verbrecher am Kreuz – und darüber die Überschrift „INRI“, „König der Juden“. Die Römer wollten Jesus von Nazareth verspotten, indem sie die Gestalt des Gemarterten mit einem paradoxen Ehrentitel verbanden. Dass sie dabei genau den Kern der Geschichte trafen, ist die Ironie der Geschichte. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

25.06.2020
Hannes Langbein