Wie ein Musikstück von vor 185 Jahren und ein 2000 Jahre alter Satz die Seele heute leuchten lassen.
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Am 25. Juni 1840 erklang in der Leipziger Thomaskirche zum allerersten Mal ein Werk, das bis heute viele Menschen tief bewegt: Der Lobgesang von Felix Mendelssohn Bartholdy. Ein feierliches Oratorium.
Der Hauptsatz des Werkes ist eine Melodie auf die Worte: "Die Nacht ist vergangen!" Das ist ein Vers aus der Bibel, aus dem Römerbrief des Apostels Paulus: "Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen." Ein Satz voller Hoffnung, voller Aufbruch.
Mendelssohn greift diese biblischen Worte auf und verwandelt sie in Musik. "Die Nacht ist vergangen." Es gibt vieles, was die Welt verfinstern kann. Im eigenen Leben. In der Gesellschaft. Mendelssohn Bartholdys "Lobgesang" stellt zaghaft, bittend die Frage: "Hüter, ist die Nacht bald hin?" Und ganz leise, wie ein vorsichtiges Erwachen ertönt mit klarer, heller Stimme: "Die Nacht ist vergangen, vergangen!"
Dann setzt der Chor ein, immer heller, immer kräftiger, bis sich der Klang zu einem leuchtenden Bekenntnis entfaltet: "So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts."
Waffen des Lichts. Das klingt kriegerisch. Aber manchmal muss man innerlich kämpfen gegen das, was die Tage verfinstert. Jede und jeder kennt Zeiten, in denen es dunkel ist im Leben. Zweifel, Krankheit, Einsamkeit, Angst – das sind Nächte der Seele. Und oft fühlt sich der Morgen fern an.
"Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen." Das schreibt in der Bibel Paulus, und Mendelssohn vertont es: Die Nacht ist vergangen. Nicht: Sie könnte – oder vielleicht irgendwann. Nein: Die Nacht ist vergangen. Eine klare Zusage. Die Finsternis hat nicht das letzte Wort.
Ich vertraue darauf: Da ist einer, der Licht bringt. Der uns mitnimmt aus dem Dunkel ins Helle. Gott selbst ist dieses Licht. Und seine Gegenwart geht auf wie ein neuer Morgen.
Ich brauche das immer wieder: Ein Zeichen, dass es weitergeht. Ein Klang, der mich daran erinnert: Du bist nicht allein. Eine Melodie, die sagt: Es wird hell – auch in deinem Leben. Mut zum Morgen. Vertrauen in das Licht. Ich werde heute in ein paar ruhigen Minuten Mendelssohns Lobgesang hören – um die Seele leuchten zu lassen.
Es gilt das gesprochene Wort.
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