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Warum? Das ist wohl die häufigste Frage, die sich Menschen stellen, wenn ihnen etwas Unvorhergesehenes, meist Schlechtes, widerfährt. Und auch Gott wird häufig mit dieser Frage konfrontiert – Warum, Gott? Warum ich? Warum wir? Warum nur?
In meinem Beruf als Pfarrer und Seelsorger erlebe ich das Wort „Warum“ häufig als Karussellantreiber. Ein „Warum“ bleibt nie allein, sondern lässt eigentlich immer das nächste folgen. Und mit jedem „Warum“ nimmt das Karussell im eigenen Gedankenstrudel mehr Fahrt auf, ohne auch nur etwas damit klären, geschweige denn, beantworten zu können. Das Warum aus dem Sprach- oder Denkschatz zu streichen, ist aber keine Lösung. Denn man braucht das Warum unbedingt zum Zweifeln und Klagen. Wie gern hätte man auf ein Warum ein Darum. Warum ist dieses oder jenes geschehen? Na, darum!
Im tagtäglichen Allerlei gibt es das ja. Warum ist mein Kuchen nichts geworden? Darum, weil ich das Backpulver vergessen habe? Warum bin ich heute zu spät gekommen? Darum, weil mein Zug heute wegen Personalmangel gestrichen wurde.
Da ist alles klar und eindeutig. Aber, warum bin ich an Krebs erkrankt? Warum ist mein Kind verstorben? Warum Gott, hast du mich verlassen?
Hier gibt es kein Darum, welches erklärend wirkt. Einfache Antworten sind völlig fehl am Platz. Das Warum bleibt. Und es bleibt nur, die Klage und den Schmerz auszusprechen.
Das Leben ist nicht immer fair und lässt sich nicht erklären. Da helfen auch keine frommen Sprüche. Da fühlt sich alles nur dunkel und leer an.
„Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß“ (Psalm 31,13), so betet einer im Psalm, der nicht mehr kann.
„Mein Elend ist bei dir, Gott, aufgezeichnet“, so beschreibt es eine andere. Gott sammelt alle meine Tränen in einem Krug, so die stille Hoffnung.
„Darum halte ich an dir, Gott, fest und bleibe dennoch bei dir.“ Diese Psalmbeter vor 3000 Jahren klagten heftig, verzweifelten aber nicht. Ihr Weg heißt, den eigenen Schmerz nicht weglächeln und übertünchen, sondern dem, was ihnen zu schaffen macht, Raum geben, vor Gott Raum geben. Diese Erfahrung in den Psalmen rüttelt mich immer wieder durch und verlangsamt mein Gedankenkarussell. Und manchmal hilft diese Erfahrung sogar, es anzuhalten.
Es gilt das gesprochene Wort.