Unsere Autorin versteht die Engel in der Bibel als Boten G’ttes. Das können auch Menschen. Aber als ihr drei Männer unabhängig voneinander ihre Wundergeschichten erzählen, kommt sie neu ins Nachdenken.
Sendung nachlesen:
"Gibt es Engel?", fragt ein Mann mich nach dem Gottesdienst. Es geht um einen Impuls zu Petrus, der in einer Geschichte der Bibel von einem "Engel" aus dem Gefängnis befreit wird. (Apostelgeschichte 12,1-17) "Engel" in Anführungsstrichen, denn mein Ansatz ist: In dieser Erzählung geht es nicht um Übernatürliches, sondern um menschlichen Mut.
Gibt es Engel? "Es gibt Boten G'ttes", entgegne ich diplomatisch. Denn davon bin ich überzeugt: G'tt schickt einen Boten, der dem Verfolgten zur Seite steht. Das kann ein Mensch sein. Mir ist das Wunder genug. Etwas, das viel zu selten geschieht. Und mich berührt es, wie hinter dem Irdischen das Überirdische erscheint. Auch so wird G’tt Mensch, glaube ich.
In der Zeit nach dieser Begegnung wird meine Interpretation des Engels, meine irdische Art, mit seiner himmlischen Qualität umzugehen, noch zweimal adressiert. Unabhängig voneinander melden sich zwei Personen mit ihrer Sicht auf das Wunderbare.
Ein Schweizer Psychiater setzt mir in einem Brief auseinander, dass und wie ich mit meiner irdischen Auslegung den Wesenskern der Engel-Geschichte verpasst hätte. Er schreibt von der "Berührung mit dem Licht G'ttes", von der "Transparenz der Transzendenz in der Immanenz". Es seien die himmlischen Kräfte und das Vertrauen des Petrus auf sie, die ihn aus seiner Einkerkerung befreien. Und wir, mitunter in unser Menschsein Eingekerkerte, können von Petrus lernen: Wir können dem Trost der überirdischen Berührung vertrauen, um frei zu werden.
Das geht mir eine Weile nach. Zwei Tage später sitzt mir ein Berliner Streetworker gegenüber, der mir zu derselben Andacht zurückmeldet: "Ich dachte, Sie glauben nicht an Wunder." Und fortsetzt: "Da dachte ich, ich erzähle Ihnen mal von den Wundern in meinem Leben." Und dann erzählt er bescheiden, aber mit Charisma von einer Christusvision am Abendbrottisch. Und wie er als Kind in Lebensgefahr war und unerklärlicher Weise bewahrt wurde. Für ihn war ein Engel am Werk, der ihn beschützt hat.
Gibt es Engel? Ich habe noch nie eine Lichtgestalt gesehen. Und etwas in mir geht auf Distanz, wenn mir andere ihre Wundergeschichten erzählen oder wenn die Bibel von einem Engel schreibt, der leuchtend in die Gefängniszelle des Petrus kommt. Aber Respekt habe ich auch.
Nun stellt sich die Frage: Soll ich diese drei Männer als Boten G'ttes verstehen, die mich einladen, mein Denken den himmlischen Kräften anders zu öffnen? Was meinen Sie?
Es gilt das gesprochene Wort.
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