"Bin im Garten" ist eine schöne Botschaft. Sie könnte von G’tt sein.
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G’tt. Geheimnis mit vier Buchstaben. Ungezählte Ideen kursieren zu G’tt, in und außerhalb von Religion. Auch der G’tt, an den man nicht glaubt, hat ja eine Kontur. Mir zeigt G’tt sich heute als Gärtnerin. Oder als Gärtner. Da ist G’tt nicht so festgelegt. Ich habe in der Bibel geblättert und mich festgelesen. Ganz vorne. Da legt G’tt einen Garten an. Den Garten Eden. Ich mag dieses Bild vom gärtnernden G’tt.
Ich glaube: G’tt gärtnert nicht nur in Eden. Am Anfang. Sondern auch dort, wo in unseren Seelen die Sonne aufgeht, beugt G'tt sich über die zarten Pflänzchen. Dort, wo der Tag in uns beginnt, sät G'tt Friede und Dankbarkeit, wässert die Zuversicht, schneidet die Ängste zurück, veredelt den Zorn.
Wo G'ttes Saat aufgeht, heben sich unsere Nächte. Dort beginnt das Paradies in unserem inneren Seelengarten. Dort geht G’tt gern spazieren, dort ruht sie aus, die Liebe. Liebe ist ein anderes Christen-Wort für G’tt. Sie ruht in uns, in diesem inneren Garten.
Die biblischen Dichter finden erstaunliche Bilder für G’tt und G’ttes Wirken. Ihre G’ttes-Poesie sät sich wieder und wieder aus durch die Jahrtausende hindurch. Aufblühend und verwelkend rankt sie in den Sprachen der Welt. Es lohnt sich, sie zu bergen und zu betrachten.
Schöpfer. Gärtner. Trösterin. Brennender Dornbusch. Quelle des Lebens. Licht der Welt. Und dann wird G’tt ein Krippenkind, stirbt groß geworden unter Jubel von Elite und Mob, bricht die Macht des Todes und lässt sich finden. In Christus. Verwundet und lebendig. Wo? Tatsächlich wieder in einem Garten. Maria Magdalena sucht den Leichnam Jesu und findet den auferstandenen Christus. Aber sie hält ihn für den Gärtner. Die neue Schöpfung beginnt in einem Garten. Nachzulesen im Johannesevangelium.
Diese biblischen Denkerinnen, wie sie einem ungefragt den Horizont erweitern. Herausfordernd. Sie schreiben auch den Menschen G’ttähnlichkeit zu. Also: Liebesfähigkeit. Anfängergeist. Schöpferische Qualitäten. Womöglich auch Gärtnerherzen und Gärtnerinnenhände. Nicht immer mit grünem Daumen, aber doch zum Bebauen und Bewahren geschaffen.
"Bin im Garten", schreibt G’tt mir ins Herz. Und fragt weiter: "Wo bist du?" Das ist in der Bibel G’ttes erste Frage an uns Menschen. Eine bleibende Frage. Leise, leise fragt G’tt an diesem Morgen auch mich. Es ist eine Einladung, kurz innezuhalten und mich zu orientieren: Wo bin ich eigentlich? Bin ich im Aufbruch, in Gedanken, in der Krise? Bin ich eher im Garten oder in der Wüste? - "Wo du auch bist", entgegnet G’tt, "Ich bin bei dir. Alle Tage."
Es gilt das gesprochene Wort.
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