Das Wort zum Sonntag: "Ringe (n) um Olympia"

Das Wort zum Sonntag: "Ringe (n) um Olympia"
Pfarrer Stefan Claaß
21.07.2012 - 22:10

Die nächsten Wochen stehen im Zeichen der Ringe.

Diese 5 Ringe sind seit 1914 das Symbol der olympischen Bewegung auf allen 5  Kontinenten. Und wo Menschen von Afghanistan bis Zypern zusammenkommen, erwarte ich keine Versammlung von Heiligen (Andeutung eines Heiligenscheins mit einem Ring). Aber ich erwarte von den Sportlerinnen und Sportlern, dass sie sich wie im antiken Olympia an die Wettkampfregeln halten. Und ich will, dass die Olympischen Spiele genau das bleiben: Spiele.

 

Davon sehen wir immer weniger. Stattdessen werden wir überschüttet mit Werbung und olympischen Verkaufsartikeln. Das Herz von Olympia ist in Gefahr!

Es ist Zeit, das Wesentliche wieder in die Mitte zu rücken. Wie einst in Jerusalem. Damals war es der Tempel, der unter überbordender Geschäftemacherei litt. Und Jesus von Nazareth ist hingegangen und hat sämtliche Händler kurzerhand aus dem Tempel vertrieben. Immer das Wesentliche in die Mitte stellen: dafür hat Jesus gekämpft.

 

Wenn wir uns anschauen, welch unglaubliche Geschäftemacherei die Olympischen Spiele bedroht, dann ist auch da höchste Zeit zum Aufräumen. Das Internationale Olympische Komitee vergibt seit 1996 die Spiele nur noch an Städte, die die finanziellen Verluste selber tragen. So wie Athen, das 2004 auf 4 Milliarden Miesen sitzen blieb. Das IOC entscheidet über alle Belange, aber die Austragungsorte bezahlen. Und die Zuschauer müssen ihre Getränke am Eingang abgeben, wenn sie nicht die richtige Marke eingepackt haben. Sogar die Sportler müssen sich nach den Sponsoren richten statt umgekehrt. Es ist höchste Zeit, diese riesige Geschäftemacherei zurückzustutzen.

 

Damit das Herz von Olympia wieder so schlägt, wie es ursprünglich gedacht war. Im fairen Wettstreit miteinander: schneller, höher, weiter. Es geht dabei um mehr als nur um Sport. Der Apostel Paulus vergleicht das Laufen auf der Kampfbahn mit unserem Lebenslauf. Es ist einfach großartig ein Ziel vor Augen zu haben. Jede und jeder läuft so gut er kann. Nicht verbissen, aber konzentriert. Nicht aus Geschäftsinteresse, sondern um ein erfülltes Leben zu erreichen. Darum steht Olympia für mehr als Sport und vor allem für mehr als Geschäft.

 

Das Herz von Olympia schlägt, wenn wir sehen, was die Sportler aus Afghanistan bis Zypern antreibt. Ich will mitfiebern und mitleiden mit allen, die am Ende den undankbaren 4. Platz belegen. Und ich will mich freuen mit denen, die Medaillen gewinnen. Die sind übrigens, was kaum jemand weiß, eine Erfindung von König Herodes. Wettkampf! Das will ich sehen. Vielleicht haben wir dann am Ende die Ringe unter den Augen.  Diese Ringe sind auf jeden Fall besser als die auf tausend Werbeartikeln, die uns den Blick vernebeln. Schauen Sie hin!