Neuer Himmel, Neue Erde

Neuer Himmel, Neue Erde
Pfarrer Benedikt Welter
01.06.2019 - 23:35
02.01.2019
Pfarrer Benedikt Welter

Wäre Gott ein „Youtuber“ – also so einer wie „Rezo“, der seit vierzehn Tagen politisch Furore macht? Okay – klingt schräg. Aber es wäre eine interessante Vorstellung: einmal himmlischen Klartext zu hören zum Zustand unserer Welt und Gesellschaft. Fakten, Thesen, Argumente – und Belege im Anhang. Und dann: Alles klar?

Tja. Der liebe Gott, zumindest der Gott, an den ich als Christ glaube, mag es da doch etwas komplizierter. Da sind Worte und Geschichten, durch die er zu mir und zu allen  spricht. Aber die sind eher nicht youtube-like. Zumindest nicht im Sinne von: „Alles-klar-Klartext -– ohne Widerspruch“.

Etwas von youtube haben diese Worte und Geschichten über Gott aber doch: sie malen Bilder aus Sprache. Starke Bilder. Besonders gefallen mir die im letzten kleinen Büchlein der Bibel. Das heißt Offenbarung des Johannes oder kurz: Apokalypse.

Da gibt es Bilder, die den Schrecken malen: von verhungernden Menschen, von Menschen, die im Krieg zerrissen werden; von einer Natur, die komplett zur Wüste wird.

Moment, mag jemand einwenden: „Dazu braucht‘s doch keine biblischen Bilder. Das haben wir ja Tag für Tag auf dem Schirm: Hunger und Krieg. Und die Natur, die bald zerstört sein wird, wenn nicht endlich was geschieht. Dazu braucht es deine Bibel-Apokalypse nicht. - Schau doch hin: Junge Menschen treibt die Angst vor der zerstörten Natur seit Wochen auf die Straßen. Sehr viele Wahlberechtigte in Europa hat es letzten Sonntag dazu bewegt, ihre Stimme den Parteien zu geben, die mehr dagegen tun wollen.“.

Ja. Was der Seher Johannes da in kräftigen Farben in seiner Apokalypse schildert, ist schreckliche Realität für viele auf dieser Erde: und zwar schon heute und – befürchtet – auch für morgen. Und genau darum geht es: um das Heute und Morgen.

Johannes betreibt dabei keine Zukunftsforschung. Sondern mitten in seinen Bildern von Bedrängnis, Elend und Leid hat er zugleich eine Vision. Und die klingt so:

„Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; ... Ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen ... Gott, wird bei (den Menschen) sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.“

Das ist doch wirklich eine Vision, die diesen Namen verdient; mir gibt sie zweierlei:

Erstens: den Mut, mein Hier und Heute ernst zu nehmen. Was ich als notwendig erkenne, auch anzupacken. Und dazu gehört ganz gewiss auch, mich zu fragen, wie ich lebe im Zusammenhang des Ganzen von Menschheit und Erde und Schöpfung.

Zweitens gibt sie mir Hoffnung: Trotz aller Zerstörung und Selbstzerstörung, zu der ich und wir Menschen fähig sind – Gott schenkt uns Gegenwart und Zukunft.

Hätte ich nur den Schrecken vor Augen, also nur den wissenschaftlich durchgecheckten Blick in den Abgrund: ich wäre gelähmt; vielleicht gerade noch dazu fähig, mich für den Augenblick anzustrengen.

Aber diese Bilder, diese Vision: von einem Neuen Himmel und einer Neuen Erde, die geben Hoffnung und schenken Luft zum Atmen. Was ich und andere jetzt tun, um die Welt zu retten, wird nicht umsonst sein; auch wenn es nur wenig zu sein scheint.

„Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal….Seht, ich mache alles neu!“

Vielleicht wäre Gott ja doch ein guter „Youtuber“; einer gegen die Zerstörung und für die Rettung der Welt...

Einen hoffnungsfrohen Sonntag wünsche ich Ihnen.

02.01.2019
Pfarrer Benedikt Welter