Wort zum Tage
Wege
26.02.2019 05:20
Sendung zum Nachlesen

Heute vor 190 Jahren wurde der kleine Löb geboren. Im oberfränkischen Buttenheim, einem beschaulichen Ort mit 3500 Einwohnern.

Löbs Geburtshaus ist heute ein Museum, auf das die Menschen stolz sind. „Jeans und Kult“, heißt es, denn Löb gilt als Erfinder der Blue-Jeans.

In die Wiege gelegt wurde ihm sein Erfolg eher nicht. Er und seine Geschwister wuchsen in ärmlichen Verhältnissen auf. Der Vater ging als Hausierer von Tür zu Tür und starb, als Löb gerade erst 17 Jahre alt war. Es könnte schon sein, dass er da bereits von einem besseren Leben träumte. Von anderen Möglichkeiten für sich und seine Familie.

Vielleicht hatte er eine ganz andere Zukunft im Sinn. Wie einst die Menschen der Bibel. Sie zogen voller Hoffnung Richtung Gelobtes Land. Aus der Enge hinaus in ein Land, von dem Gott versprochen hatte, dass dort Milch und Honig fließen würden.

In Bayern und auch anderswo gab es Anfang des 19. Jahrhunderts vorgeschriebene Obergrenzen für Jüdinnen und Juden. Viele gingen deshalb weg in alle Welt. Auch Familie Strauß wanderte aus Buttenheim bei Bamberg nach Amerika aus.

Löb gab sich selbst den neuen Namen Levi. Ein biblischer Name. Levi ist in der Bibel der dritte Sohn von Jakob und Lea, und das hebräische Wort bedeutet soviel wie „anhänglich“ und „zugetan“.

Woran Levis Herz wirklich hing, weiß heute niemand mehr, aber die Nachricht vom Gold im Westen weckte seine Neugier. So zog er nach San Francisco. Dort handelte er mit Kurzwaren und Stoffen, war Zeltmacher und erfand schließlich mit seinem Freund Jacob Davis die strapazierfähige Nietenhose für die Goldgräber. Später war der Siegeszug der Blue Jeans rund um die Welt nicht mehr aufzuhalten. 1902 hinterließ Levi Strauss seinen Neffen ein riesiges Vermögen.

Seine Geschichte ist besonders. Und ich mag sie. Dass Löb an seinen eigenen Weg geglaubt und sich ihn selbst erobert hat. In gewisser Weise hat er sich ja selbst neu erfunden, als er sich den Namen Levi gab. Auswandern und sich einen neuen Namen geben, das ist kein Lebensmodell für alle. Aber eine Haltung kann es ja doch werden. Nicht alles festhalten wollen, sondern beweglich bleiben. In diese Richtung denkt schon der Psalmbeter vor langer Zeit und empfiehlt: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen.“ (Psalm 37,5)

Wie klar einem der Weg vor Augen steht, ist dabei gar nicht so entscheidend. Vielleicht heißt das ja auch, einfach dass Beste aus dem zu machen, was gerade da ist. Und manches einfach einem Anderen überlassen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.