Morgenandacht
Spast mit Gast
17.08.2021 06:35

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Stefan Ludwig: Für mich ist es sehr wichtig, für Menschen da zu sein, ihnen was was Positives zu bereiten, ihnen weiter zu helfen und ihnen eine andere angenehme Zeit zu gestalten, …

 

Autorin: sagt Stefan Ludwig. Der Journalist, Podcaster und Buchautor hat eine Mission. Er trifft Leute, geht mit ihnen spazieren und redet mit ihnen. Das Mikrofon ist immer dabei. Aus seiner Arbeit als Journalist und Veranstalter hat Stefan Ludwig Kontakt zu vielen prominenten Persönlichkeiten. Nach einigen beruflichen Rückschlägen will er seine eigene Geschichte aufschreiben, kommt aber nicht weiter. Im Keller findet er Kisten voller Artikel und Berichte über seine Arbeit. Und denkt sich:

 

Stefan Ludwig: Naja eigentlich, wenn ich meine Geschichte erzählen will, muss ich mit den Menschen unterwegs sein (…), die mich alle so ein bisschen mehr zu dem gemacht haben, der ich heute bin. (…) Und dann hab‘ ich angefangen, genau solche Menschen einzuladen, die für mich irgendwie eine Spur im Leben hinterlassen haben und war mit denen unterwegs…

 

Autorin: Und das sind Schauspieler, Autorinnen, Musiker, Journalistinnen, Freunde, Physiotherapeutinnen, Taxifahrer... Stefan Ludwig geht es nicht um Promi-Klatsch, …

 

Stefan Ludwig: sondern ich wollte den Menschen kennenlernen unterwegs und mit ihm eben echt ins Gespräch kommen.

 

Autorin: Sich für andere interessieren und dabei beschenkt werden, so erlebt Stefan Ludwig seine Begegnungen:

 

Stefan Ludwig: Also, ich möchte lernen. Ich möchte neugierig bleiben. (…) Indem man mit anderen Menschen gemeinsam unterwegs ist und vielleicht auch mal gemeinsam über eine Fragestellung nachdenkt, zu der man keine Lösung hat oder so. Und dann kommt plötzlich mal noch eine Idee um die Ecke, die sagt Hey, so könnte es auch gehen.

 

Autorin: Ich kenne Stefan Ludwig schon über zwanzig Jahre. Damals war der heute 43-jährige Anfang zwanzig und belieferte eine Lokalzeitung mit Fotos und Texten – auch zu kirchlichen Ereignissen.

Ich sehe ihn mit seiner schweren Fototasche durch den ganzen Ennepe-Ruhr-Kreis fahren – bis in die hintersten Winkel – mit Bus und Bahn und oft zu Fuß. Ich habe das sehr bewundert, denn für Stefan Ludwig ist das nicht selbstverständlich, mobil zu sein:

 

Stefan Ludwig: Das fing so an, dass ich eine Frühgeburt war und einen Atemstillstand im Brutkasten hatte. Daraus resultierte eine spastische Gehbehinderung, die dann dazu geführt hat, dass ich in den ersten 14 Jahren meines Lebens (...) nur auf dem Vorderfuß unterwegs sein konnte.

 

Autorin: Atemstillstand. Hätte es da nicht auch schon zu Ende sein können?

 

Stefan Ludwig: Die Antwort ist ganz klar: Ja, das hätte es. Ich bin aber vielleicht mit einer guten Portion Immunsystem oder mit einem Kampfeswillen oder mit Glauben - mit ganz vielen Faktoren wahrscheinlich zusammen - da ausgestattet, dass ich persönlich nach eigener Kraft dem nicht nachgegeben habe. Ich interpretiere für mich aber das Ganze auch so, dass ich denke: Na ja, vielleicht gibt's auch jemanden - und da meine ich jetzt Gott tatsächlich mit - der gesagt hat: „Na, du wirst keinen einfachen Weg haben.“ Das hat er mir häufig gezeigt in meinem Leben bisher. „Aber ich hab schon noch was mit dir vor.“ Und deswegen ist Aufgeben für mich eigentlich auch nie die Antwort auf irgendetwas gewesen. Ich hab immer wieder Kraft aus besonderen Herausforderungen rekrutiert und hab gelernt, immer wieder aufzustehen. Ich bin beschenkt worden mit der Erkenntnis, dass Aufgeben nicht die Option ist. Und das genieße ich seit meiner ersten Stunde.

 

Autorin: Nach einer Operation mit 14 Jahren kann Stefan Ludwig sein Gleichgewicht besser finden und gehen. Sein wichtigster Alltagsbegleiter ist sein Rollator. Der gibt ihm, dem Spastisch-Gelähmten, Sicherheit. Die Gespräche mit seinen Spaziergang-Gästen veröffentlicht er als Bücher oder Podcast. „Spast mit Gast“ (www.spastmitgast.de), nennt er liebevoll-selbstironisch seine Reihen in Berlin. Und manchmal bringen ihn seine Gäste dazu, über sich selbst noch einmal hinauszuwachsen. Der Paralympics Teilnehmer Hans-Peter Durst zum Beispiel. Der sagte… 

 

Stefan Ludwig: „Was du hier machst, irgendwie spazieren, ist ja schön und gut, aber was ist eigentlich so mit Sport bei dir? Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass du auch in einem Handbike unterwegs sein könntest. Und dann war ich erst einmal neugierig und habe das mal ausprobiert (…)

 

Autorin: Nicht aufgeben. Daran glauben, dass Gott mit mir noch etwas vorhat. Unterwegs sein, neugierig sein auf andere und ihre Lebensgeschichten. Sich auf Ideen bringen lassen. Für Stefan Ludwig macht gerade das Christsein aus: das soziale Miteinander und der Austausch. Mir macht seine Geschichte Lust auf mehr davon, auch in meinem Leben. 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

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