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Die Sendung zum Nachlesen:
Die Anschnallzeichen erloschen. Das Flugzeug war sicher gelandet. Mit Handgepäck und Koffer im Schlepptau machte ich mich auf ins Abenteuer. Mich erwartete ein Semester in Japan, weit entfernt von Zuhause. Vom Flughafen sollte ich abgeholt werden. Doch da war niemand. Kein Mensch mit einem Abholschild, das meinen Namen trug. Ich war auf mich gestellt, in einem fremden Land, dessen Sprache ich nicht beherrschte. Ein Smartphone mit Internet hatte ich damals noch nicht. Unbehagen machte sich in mir breit. Ich fühlte mich alleingelassen. Mit Bauchschmerzen kramte ich die Adresse des Wohnheims hervor, fragte mich mit Händen und Füßen zum nächsten Bus durch und stieg ein. Am anderen Ende der Welt – weit weg von Familie, Freundinnen und Freunden – war ich auf dem Weg ins Ungewisse. Ein Moment der Einsamkeit.
Einsamkeit. Seit der Pandemie hat sie Hochkonjunktur. Viele Menschen haben in dieser Zeit die Erfahrung gemacht, dass niemand bei ihnen war. Sie waren alleine. Und wenn dieses Alleinsein unfreiwillig andauert und der Wunsch nach sozialen Kontakten größer wird, dann entsteht dieses unangenehme Gefühl der Einsamkeit. Allein gelassen. Es nagt an einem, wie ein Hunger, der nicht durch Nahrungsmittel gestillt werden kann. Vor allem junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren sind Studien zufolge von ihr betroffen. Und dauerhafte Einsamkeit senkt die Lebenserwartung sogar vergleichbar stark wie Rauchen und stärker noch als Bewegungsmangel. Einsamkeit macht krank.
Das Thema „Einsamkeit“ füllt Dossiers und unzählige Ratgeber. Denn Einsamkeit tut weh. Sie schmerzt. Ob alleine am Flughafen, in der Pandemie, in der eigenen Wohnung. Oder alleingelassen in der Partnerschaft, weil Zuneigung und Unterstützung fehlen. Einsamkeit hat viele Gesichter und wird individuell unterschiedlich erlebt.
Bereits am Anfang der Bibel wird in der Schöpfungsgeschichte deutlich, der Mensch ist ein soziales, auf Gemeinschaft angelegtes Wesen. „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist“ (Gen 2,18). Menschen sind geschaffen mit einem Bedürfnis nach Gemeinschaft. Und Gott selbst hat sich in den Menschen ein Gegenüber geschaffen. Gott selbst wollte mit den Menschen in Beziehung treten, mit ihnen leben und kommunizieren.
Einsam, von Gott und der Welt verlassen – dieses Gefühl kennen die Gebete der biblischen Psalmen: „Wende dich mir zu, Herr, und sei mir gnädig, denn ich bin einsam“ (Ps 25,16). Und dieses Gefühl kennt auch Gott. Ja, Gott selbst. Er sandte seinen Sohn Jesus auf die Welt und Jesus betet, verurteilt und am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46).
Gekreuzigt und nach drei Tagen auferstanden. So erscheint Jesus Christus seinen Jüngerinnen und Jüngern noch einmal und verspricht ihnen: „Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28,20b). Jesus verspricht immer bei ihnen zu sein. Dieses Versprechen gilt auch noch heute.
Ich glaube, dass Gott heute noch mit seiner schöpferischen Kraft und Liebe bei uns Menschen ist – auch in Zeiten der Einsamkeit. Das lässt mich hoffen. Doch solche Hoffnung nimmt nicht alle Einsamkeit. Gott füllt die Leere nicht einfach wieder auf.
Die Sängerin Taylor Swift erzählte einmal in einem Video, dass sie damals nicht zu den Partys in ihrer Heimatstadt eingeladen wurde und alleine Zuhause saß. Aber weil sie sich alleine gefühlt hatte, saß sie in ihrem Zimmer und hat die Songs geschrieben, die für sie das Ticket in eine andere Welt waren. Ihre Einsamkeit hat sie vorbereitet, neue Schritte zu gehen. Ihre Einsamkeit war der Beginn ihrer Karriere, ihr Ticket in eine andere Welt.
Es gilt das gesprochene Wort.