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Die Sendung zum Nachlesen:
Am Anfang weiß sie noch gar nicht, was da auf sie zukommt. Nur, dass es ein Weg ist, der jetzt vor ihr liegt.
Anja Behrens:
Man spürt in dem Moment, ja, da passiert jetzt etwas mit deinem Leben und das verändert dein ganzes Leben.
Anja Behrens erlebt es so, als sie eine schwere Diagnose bekommt. Brustkrebs. Kein Spaziergang, sondern ein schwerer Weg. Die Kinder haben am Anfang nicht gleich begriffen, was los ist.
Anja Behrens:
Wir haben so ein Familiengespräch gemacht und ganz offen erzählt, dass ich schwer krank bin und dass ich eine lange Behandlung brauche und dass ich die brauche, damit ich wieder gesund werde. Und dann war für die erst mal: Mama kriegt Medikamente und dann wird sie wieder gesund. Aber als dann die Haare ausgefallen sind, haben sie gesehen, dass das schlimme Medikamente sind.
Anja Behrens ist diesen Weg durch die Therapie gegangen und hat es am Ende geschafft. Mich interessiert, was ihr dabei geholfen hat. Sich in den schweren Zeiten schöne Momente zu schaffen, das war eine Strategie für sie:
Anja Behrens:
Essen gehen, wenn quasi zwischen Chemo-Blocks, wenn es wieder geschmeckt hat, sind wir in so ganz teure Restaurants gegangen. … Und dann habe ich mich schön gemacht. Ich hatte keine Perücke, sondern immer nur so bunte Tücher und fand das irgendwann auch richtig extravagant, wie ich aussah. Und Alltag mit den Kindern, abends auf der Couch zu liegen und zu kuscheln. Das waren so Momente, wo alles ganz normal erschien. Und diese Normalität hat auch geholfen, dann wieder die Spitzen der Behandlung, des Schmerzes, der Verzweiflung miteinander auszuhalten.
Anja Behrens ist Pfarrerin, sie hat in einer Kirchengemeinde gearbeitet und später als Seelsorgerin in einer Klinik. Dennoch geht es ihr am Anfang wie vielen anderen:
Anja Behrens:
Am Anfang habe ich mit Gott gewütet. Also ich habe geschrien und habe gesagt: Wenn du denkst, ich sterbe an dieser Scheiße, dann hast du mich noch nicht kennengelernt. Also ich habe gedacht, ich nehme das jetzt und gehe in den Kampf mit Gott. Und heute würde ich auch sagen, es hat mich verändert, und ich brauchte damals die Auszeit. Aber das hat viele Jahre gebraucht, um mir das einzugestehen.
Erst im Rückblick sieht sie, wie wichtig diese Auseinandersetzungen waren: mit sich, mit den anderen, auch mit Gott. Zum Glück hat sie damals Menschen an ihrer Seite.
Anja Behrens:
Ich habe die Unterstützung gebraucht von Familie und Freundinnen und Freunden, die ganz nah waren, die mich in Arm genommen haben, die mit mir gelacht haben, mit mir geweint haben.
Und dann waren da ja noch die Menschen in der eigenen Kirchengemeinde. Da brauchte sie ein bisschen Abstand.
Anja Behrens:
Und gleichzeitig habe ich immer gehört: Wir beten für dich. Und mir war dieses Gebet, diese Fürbitte war wie so ein Teppich. Also, ich fühlte mich von denen auch unterstützt, obwohl ich sie bewusst auch gar nicht so nah rangelassen habe und habe diese Kraft des Gebets noch mal ganz neu für mein eigenes Leben erfahren.
Ihr Kampf mit Gott hat am Ende einen guten Ausgang genommen.
Anja Behrens:
Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich zurückblicke, dass er auch in diesen schweren Zeiten an meiner Seite war, dass ich da nicht alleine durchgegangen bin, sondern dass er mich gestärkt hat für mein Leben weiterhin die zu sein, die ich jetzt bin.
Begleitet hat Anja Behrens in der Krise auch ein Satz aus der Bibel. Es ist ein Vers aus Psalm 139.
Anja Behrens:
Ich danke dir, mein Gott, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke. Das weiß meine Seele wohl. Das war ein neuer Satz, den ich neu gelernt und dem ich neu vertrauen musste und indem ich den immer wiederholt habe oder in die Stille mit ihm gegangen bin, habe ich mehr und mehr gemerkt Ja, ich danke dir, mein Gott, ich bin wunderbar gemacht. Und aus dieser Wunderbarkeit heraus gehe ich jetzt neu, wie neu durch mein Leben.
Diese Erfahrungen von Anja Behrens machen mir Mut für eigene Lebenskrisen. Schöne Momente schaffen, sich die Unterstützung von anderen suchen, mit Gott ringen und an Gott festhalten. So kann es gehen, wenn der Weg schwer wird.
Es gilt das gesprochene Wort.