Morgenandacht
Gemeinfrei via Unsplash/ Raffaele Nicolussi
I have a dream
Morgenandacht von Pastorin Jasmin Jäger
28.08.2023 06:35

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Die Sendung zum Nachlesen: 

„Erzähl ihnen von dem Traum, Martin!“, soll die Gospelsängerin Mahalia Jackson damals Martin Luther King während seiner Rede zugeraunt haben. Und King löste sich von seinem Manuskript:

„I have a dream that one day this nation will rise up, live out the true meaning of its creed: ‚We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal.‘“

„Ich habe einen Traum, dass eines Tages diese Nation sich erheben wird und der wahren Bedeutung ihres Credos gemäß leben wird: ‚Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: dass alle Menschen gleich erschaffen sind.‘“

Heute vor 60 Jahren hielt Martin Luther King seine berühmte „I have a dream“-Rede. Der Baptistenpastor träumte von einer gerechteren Welt. Von einer Welt, in der alle Menschen – unabhängig von ihrer Hautfarbe –gleichberechtigt und in Freiheit zusammenleben. King stand wie kein anderer für die Bürgerrechtsbewegung in den USA. Sicherlich hat er seinen Erfolg auch den Medien, Radio und Fernsehen, zu verdanken. Mitschnitte seiner Rede gingen um die Welt.

„I have a dream that one day on the red hills of Georgia sons of former slaves and the sons of former slave-owners will be able to sit down together at the table of brotherhood.“

„Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.“

Heute vor 60 Jahren, am 28. August 1963, schlossen sich über 200.000 Männer und Frauen dem „Marsch auf Washington für Jobs und Freiheit“ an. Sie kamen aus allen Teilen der USA. Auch Weiße folgten dem Aufruf und demonstrierten gewaltlos für die Gleichberechtigung Schwarzer und gegen Rassendiskriminierung. Ein Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung in den USA.

„I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character. I have a dream …“

„Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird. Ich habe einen Traum …“ 

Viele teilten seinen Traum und marschierten friedlich zum Lincoln Memorial, einem weißen Marmordenkmal mit Lincoln-Statue. Der amerikanische Präsident Abraham Lincoln hatte 100 Jahre zuvor die sogenannte Emanzipationsproklamation unterzeichnet. Für viele Menschen ein Hoffnungsschimmer. Mit diesem Erlass war die Sklaverei in den Südstaaten rechtlich abgeschafft. Doch Hundert Jahre später muss er feststellen: Sie sind immer noch nicht frei.

Und nochmal 60 Jahre später? Heute?

Die Sklaverei ist offiziell abgeschafft. Doch Formen moderner Sklaverei wie Zwangsprostitution oder Schuldknechtschaft sind in manchen Ländern noch immer Realität. Nationalismus und auch Rassismus sind weltweit aktueller denn je. Viele Menschen sehnen sich auch heute nach Gleichberechtigung, gleichen Chancen und Möglichkeiten – unabhängig von sozialer Herkunft, Geschlecht oder Hautfarbe.

60 Jahre später braucht es immer noch Träumerinnen und Visionäre. Menschen, die ein mögliches hoffnungsvolles Bild der Zukunft zeichnen und jetzt schon Hoffnungsschimmer aufzeigen. Es braucht diese Hoffnungsmenschen, die einen anderen Lebensstil vorleben und von der Möglichkeit einer besseren Welt erzählen. King war kein unrealistischer Träumer, er war so ein Hoffnungsmensch. King träumte von einer weltweiten, gerechten, liebevollen Gemeinschaft der Menschenkinder Gottes. Die Vollendung dieser Gemeinschaft erwartete er im Reich Gottes.

 „With this faith we will be able to hew out of the mountain of despair a stone of hope.“

„Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung zu hauen.“

Ich bin Baptistin wie Martin Luther King. Und mir hilft dieser Glaube täglich, nicht zu verzweifeln. Mir hilft dieser Glaube zu träumen. Zu hoffen. Auf andere zuzugehen. Mit ihnen Leben zu gestalten. Jeden Tag.

Es gilt das gesprochene Wort.