Morgenandacht
Gemeinfrei via Unsplash/ Marcos Paulo Prado
Ich glaube, hilf meinem Unglauben!
Morgenandacht von Pastorin Jasmin Jäger
02.09.2023 06:35

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Die Sendung zum Nachlesen: 

Niemand konnte ihm bisher helfen. Nach all den Jahren kann er kaum noch hoffen, kaum noch glauben, dass sich etwas an seiner Situation ändert. Denn sein Sohn leidet. Eine Kraft, die ihn am Leben hindern möchte, zerrt an ihm. Seit der Geburt ist sein Sohn von diesem bösen Geist beherrscht. Sein ganzes Leben lang leidet er an unkontrollierten Anfällen. Er fällt plötzlich hin, manchmal sogar ins Feuer oder ins Wasser. Verdammt gefährlich! Und er als Vater ist machtlos.

Möglicherweise hatte der Sohn Epilepsie. Der Evangelist Markus erzählt diese Geschichte, und er kannte den heutigen Fachausdruck noch nicht. Damals galt ein böser Geist als Ursache für die Anfälle. Diese Vorstellung passt nicht mehr ganz in das Weltbild unserer Zeit. Doch kennen wir heute auch Kräfte, die einem am Leben hindern, negative Gedanken oder Mauern in unseren Köpfen: Ein „Ich kann das nicht.“, das einem das Selbstbewusstsein raubt, oder eine Krankheit – physisch oder psychisch – die einen ein- und vielleicht auch ausgrenzt. In dieser Bibelgeschichte hat ein böser Geist – eine Kraft, die außerhalb seiner Macht steht – Besitz von dem Sohn ergriffen.

Die Angst und Sorge um seinen Sohn lassen den Vater nicht los. All das Flehen über Jahre unerhört. Sie waren vollkommen hilflos; sein Sohn, er als Vater und auch die anderen. Enttäuscht von allen vergeblichen Heilungsversuchen nähert der Vater sich nun Jesus. Er ruft zu ihm und Jesus kommt näher. Der Vater sagt:

„Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“

Darauf Jesus: „Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“

Verzweifelt ruft der Vater: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“

Der Vater will ja glauben, doch zugleich fühlt er sich entlarvt; sein eigener Glaube scheint kein Glaube zu sein, dem alles möglich scheint. Glauben im religiösen Sinne ist nicht in erster Linie das Für-Wahrhalten bestimmter Glaubenssätze, sondern eine Haltung des Vertrauens: „eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ (Hebräer 11,1)

„Wenn du kannst!“, sagte der Vater. Ja, er hatte in der Tat seine Zweifel. Der Vater merkte, dass sein Glaube an eine Grenze gestoßen war. Das kenne ich nur zu gut: Ich will vertrauen, dass Gott es gut meint und gut macht mit meinem Leben, und zugleich fällt mir dieses Vertrauen manchmal unendlich schwer. Besonders dann, wenn Gott nicht so handelt, wie ich mir das vorstelle, oder nicht so schnell und unmittelbar, wie ich mir das wünschen würde. Dann zweifle ich. Zweifel sind mein Versuch, meinen Glauben und meine Lebenserfahrung in Einklang zu bringen. Das wollte auch der Vater. Er wollte glauben; glauben und vertrauen entgegen all der enttäuschenden Erfahrungen der Vergangenheit. Doch er musste sich eingestehen, dass sein Glaube Hilfe brauchte. Verzweifelt und erwartungsvoll rief er deshalb:  

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24) Anders übersetzt: „Ich vertraue dir ja – hilf mir doch gegen meinen Zweifel!“

Und Jesus erhörte ihn. Er hat die Kraft, die den Sohn am Leben hindern wollte, in ihre Schranken gewiesen. Vielmehr noch: er hat den bösen Geist besiegt. Es sah für die umstehenden Menschen so aus, als sei das Leben aus dem Sohn gewichen, als sei er tot. „Jesus aber ergriff seine Hand und richtete ihn auf, und er stand auf“ (Markus 9,27).

Jesus half dem Sohn auf die Beine und zurück ins Leben. Der Glaube seines Vaters hatte ihm geholfen.

Es gilt das gesprochene Wort.