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Sendung zum Nachlesen
Er liebe das Langweilige, offenbart ein Kollege am Abend einer Fahrt mit Konfirmanden. Prompt kassiert er ein paar Lacher aus der Runde. Das Langweilige treffe es nicht so richtig, führt er weiter aus. Das Gewöhnliche passt schon besser. „Viele sehnen sich nach etwas Besonderem“, führt der Kollege aus. „Beziehungsweise sie sind darauf trainiert, das Besondere zu suchen. Wir träumen uns woanders hin: den fremderen Ort, einen exotischeren Wald, eine noch angesagtere Stadt. Aber die Wahrheit ist“, und der Kollege wird ganz ruhig, als er das sagt: „Man kann sich immer Sorgen machen, etwas Außergewöhnliches zu verpassen. Und wenn man sich das einmal klar macht, dann fällt eines leichter: nämlich das zu schätzen, was man schon hat.“.
Mit den Konfis ist der Kollege in den Wald gegangen. Dort haben sie nach kleinen, unscheinbaren Mustern gesucht. Baumrinden, Spinnennetze, Schattenspiele, Pilze oder was sie noch entdeckten. Das schult den Blick für die kleinen Details, für alles, was ganz natürlich ist und was schon da ist. Und die Konfis konnten einfach sein.
Auf dem Rückweg aus dem Wald habe er die Konfis zu zweit zusammengetan und sie gebeten, sich etwas ganz Gewöhnliches übereinander zu erzählen. „Was ist ganz gewöhnlich an dir?“
Und sie sagten diesem Kollegen, dass sie es genossen haben. Sie mussten nicht ihr Liebstes vorstellen und begründen, mussten nicht prahlen mit etwas, das sie besonders gut konnten. Sie konnten einfach sein. Das schult den Blick für die kleinen Details an einem selbst, für alles, was ganz natürlich ist und was schon da ist.
Mich erinnert das an die Lilien auf dem Feld, von denen Jesus in der Bergpredigt erzählt: „Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.“
Die Lilien sind voll und ganz im Moment an ihrem Platz auf dem Feld. Sie spinnen sich nicht irgendwo hin, wo es wärmer, grüner oder saftiger sein könnte. Sie sind was sie sind. Ohne zu prahlen oder hervorstechen zu wollen. Und das macht sie wunderschön. So schön, dass sie es mit den Gewändern Salomos aufnehmen können, dessen Königreich für seine Pracht bekannt war. Ihr Feld ist den Lilien genug.
Oder eben der Wald, die Wiese oder der Asphalt. An all diesen Orten ist die Schönheit des Gewöhnlichen erkennbar. Und sich auf dieses Gewöhnliche einzulassen, kann ganz wunderbar sein. Herrlich langweilig!
Es gilt das gesprochene Wort.