gemeinfrei via unsplash / Louise Patterton
Gott, vertreibe den Schrecken!
Ein zaghaftes Helau nach dem Anschlag in Mannheim
04.03.2025 06:20

Sonne, klarer Himmel, ein Hauch Frühling. Flanieren oder Fastnachten. Und dann die Nachricht: In Mannheim steuert ein Mann sein Auto in Menschen hinein. Tötet. Verletzt. Ein Gebet.

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Es ist die fünfte Jahreszeit. In meiner Stadt Berlin nur zu spüren als ein laues Lüftchen. Die Fröhlichkeit und Ausgelassenheit des Karnevals an anderen Orten verfliegen leider hier in der Berliner Luft. In Mannheim wurde beides am Rosenmontag brutal von der Straße gefegt.

Ich wünsche mir den Karneval an die Spree. Die Unbekümmertheit jedenfalls für ein paar Tage. Erst recht jetzt, wo es grad so wenig zu lachen gibt und so viel Schrecken, so viel, über das man sich Luft machen möchte wie die Narren am Rhein. Ein Faschingspsalm also heute, zaghaft-bittend für unsere erschütterte Republik:

Gott, fege die Angst von den Straßen, vertreibe den Schrecken, banne das Leid. Bringe das Gute hervor aus uns Menschen. Schenk uns ein Lachen, schenke uns Zuversicht in dieser Zeit: gerade jetzt, wo einem das Lachen so oft gefriert. Ich will protestieren gegen den Übermut der Mächtigen, gegen Terror und Gewalt. Ich will meinem ängstlichen Herzen Luft machen. Helau und Alaaf und leichtes Konfetti auf uns Menschenkinder! Weg mit dem Bösen, weg mit dem Schrecken. Male Farbe in das Grau dieser Tage – Kamelle für alle: Liebe für die Kinder, für die Alten, für die Angestrengten und Überforderten! Trost für die Trauernden, Heilung für die Verletzten und für die aufgescheuchten Seelen. Ein Stück Süßes gegen die Bitterkeit und ein Glas, das die Seele wärmt. Schützende Gemeinschaft statt Vereinzelung.

Das Hohe wird erniedrigt und alles Niedrige wird erhöht. Ein Vorgeschmack auf Gottes Reich sind diese Tage – wenn Menschen zusammenkommen auf den Straßen, um miteinander zu feiern. Spanne deinen schützenden Schirm über alle da draußen, die friedlich sind. Vertreibe die Angst und Erstarrung aus Körper und Seele! Narren sind wir vor dir mit all unserem Tun – begrenzt und dumm an so vielen Tagen, bemüht und gescheitert, feige, verrückt und verletzlich – und doch sind wir Prinzen und Funkenmariechen vor dir: glitzernd, bunt und schön. Ein Haufen närrischer Menschen.

Schenke uns Phantasie und Fröhlichkeit! Schenke uns die Fähigkeit, auch über uns selber zu lachen! Wie ein Umzug ist das Leben – schütze und bewahre uns. Streue Glitzer in unsere Tage! Sende Hilfe und Trost den Menschen in Mannheim. Schenke uns Lebensmut von Flensburg bis Freiburg – von Görlitz bis Aachen! Schenke uns Miteinander. Ein zaghaftes Helau und Alaaf und Amen.  

Es gilt das gesprochene Wort.

 

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