Viele Nepalis gehen zum Arbeiten in die Golfstaaten. Was sie erzählen, wenn sie zurückkehren.
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Nepal kenne ich seit 40 Jahren. Ich war in diesem Frühjahr erstmals wieder dort. Viele Nepalis, die mir als Taxifahrer, Verkäufer oder Kellner begegnet sind, haben lange Jahre in den Golfstaaten verbracht. Der bessere Verdienst fern der Heimat lockte sie. Die Armut in Nepal ist groß, und die Aussicht, der Familie ein finanzielles Polster zu schaffen, ist verlockend.
Die Bilanz der Heimkehrer ist ernüchternd. Die Familie konnten sie zwar unterstützen. Ein wenig angespart für den Neustart zu Hause haben sie auch. Aber alles in allem war es eine furchtbare Zeit, so habe ich immer wieder gehört. Das Klima hat ihnen zugesetzt, die Arbeit war hart, die Quartiere menschenunwürdig und der Umgang mit ihnen herablassend. Sie waren absolut rechtlos. So empfanden sie es jedenfalls.
Augen zu und durch, das war die Devise. Für manche waren es drei Jahre, für einige aber auch doppelt so lange. Das hat an den Kräften gezehrt. Nach ihrer Rückkehr war es auch nicht leicht, sich zu Hause wieder zurecht zu finden.
Die Fußballweltmeisterschaft in Katar hat das Thema der rechtlosen Gastarbeiter in den Golfstaaten ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Viele haben Anstoß daran genommen, wie Franz Beckenbauer damals die Situation relativiert hat. Beckenbauer sagte, er habe dort keine Sklaven gesehen. Aber die Empörung war danach schnell wieder abgeflaut. Alles blieb im Wesentlichen, wie es war: Menschen aus den Armutsgegenden der Welt gehen weiterhin in die Wohlstandsregionen, um sich und den Daheimgebliebenen etwas mehr Zukunft zu erarbeiten.
Je mehr Geschichten darüber ich in Nepal zu hören bekam, desto häufiger musste ich an zu Hause denken. Auch bei uns stehen in den Restaurantküchen Menschen aus fremden Ländern, die nicht aus Reiselust in Deutschland gelandet sind. Die Zimmermädchen in den Hotels sprechen selten Deutsch, dazu sind sie viel zu wenig angekommen in unserem Land. Es gibt Saisonarbeitskräfte aus den Armutsregionen Europas, die für Anbau und Ernte anreisen und weniger als den Mindestlohn bekommen. (1)
Wie berichten all diese Leute wohl von ihren Erfahrungen bei uns, wie mag ihre Bilanz am Ende ausfallen? Auch das ist für mich ein Ertrag meiner Reise nach Nepal, dass ich mit mehr Aufmerksamkeit in meine eigene Welt zurückkehre und mich wieder neu erinnere, dass die Bibel für die Behandlung der Fremden im eigenen Land eine klare Anweisung bereit hält:
Im 3. Buch Mose (19, 34) ist zu lesen: "Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott." (Einheitsübersetzung 2016)
Es gilt das gesprochene Wort.
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