Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!
Die Sendung zum Nachlesen:
"Der Verdienstorden wird an in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen sowie darüber hinaus für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland, wie zum Beispiel im sozialen und karitativen Bereich." (1)
So steht es auf der Internetseite des Bundespräsidenten. Die Liste der Menschen, die einen solchen Orden erhalten haben, ist lang. Das finde ich gut: für Bemühungen und Leistungen wertgeschätzt zu werden, das motiviert und spornt an. Das lässt weitermachen und sogar über sich selbst hinauswachsen. Vielleicht lockt es auch andere an, sich zu engagieren. Ich bin mir sicher: über die Liste des Bundespräsidenten hinaus gibt es noch viel mehr Menschen, die eine Auszeichnung für ihr Engagement verdient hätten.
Der Apostel Paulus schrieb in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth wie wichtig es sei, dass sich alle einbringen und gegenseitig wertschätzen. Es war ihm wohl wichtig, die Menschen daran zu erinnern, wie relevant und bereichernd jede und jeder einzelne mit der jeweiligen Begabung für die Gemeinschaft ist. Anders als der Verdienstorden, zeichnet Paulus nicht bestimmte, besonders engagierte Mitglieder aus, sondern hebt den Wert der Gemeinschaft hervor. Er beschreibt die Gemeinden als ‚einen Leib‘, jedes Mitglied wie ein Körperteil. Sie gehören alle zum selben Leib, alle sind wichtig und werden gebraucht. (1.Korinter 12,12-31)
Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen und das Leben auf dem Land, vor allem aber die Festtage waren geprägt und getragen von den Vereinen und Initiativen: Dem Sportverein, dem Schützenverein, der Freiwilligen Feuerwehr, dem Kirchenvorstand, und all den anderen Freiwilligen. Gern erinnere ich mich an das Laternelaufen, die köstlichen Kuchen und Torten beim Sommerfest und an die Theatergruppe für die Kinder. Viele Jugendliche waren in der Jugendfeuerwehr, und später auch bei Einsätzen mit dabei.
Als ich zum Studieren in die Stadt zog, und die großen Feuerwachen der Berufsfeuerwehr sah, wurde mir bewusst: es ist nicht selbstverständlich, dass Menschen neben ihrer beruflichen Vollzeittätigkeit, nach Feierabend, noch Brände löschen oder Dorffeste organisieren. Und als ich in meinem Theologiestudium mich mit Seelsorge beschäftigte, da wurde mir die Last deutlich, die diese Menschen freiwillig, aus Ehre, als Ehrenamt auf sich nahmen. Mein Praktikum in der Kirchengemeinde machte mir klar, wie viel Aufwand und Zuverlässigkeit investiert wird, vom Kirchenvorstand, den Teamer*innen der Jugendgruppen und den Vereinen und Initiativen, die eng mit der Gemeinde zusammenarbeiten.
Ich bin fest davon überzeugt: Unser System funktioniert nicht ohne euch, die ihr eure Freizeit, eure Begabungen und Talente gebt - freiwillig, für andere, unentgeltlich, kostenlos, auch ohne je einen Verdienstorden zu erhalten. Und das gilt nicht nur für die Kirchengemeinde und die Freiwillige Feuerwehr. Meine Aufzählung deckt nur einen Bruchteil der Bereiche ab, in denen Menschen freiwillig einspringen, wenn ein anderes System versagt oder nicht ausreicht.
Hey, ihr in der Freiwilligen Feuerwehr! Ihr im Kirchenvorstand! Und ihr, die ihr all die Jahre Kuchen gebacken und gespendet habt für die Dorffeste! Die Teller gespült! Auch deinen Besuchsdienst im Krankenhaus und deine tröstende Hand im Hospiz will ich nicht übersehen! Und noch viel wichtiger: Gott sieht dich! Du wirst gesehen (1. Mose 16,13). Du wirst gesehen mit all der Last, die du für andere trägst, mit all den Opfern, die du bringst und mit jedem deiner Talente, mit deiner Begabung! Danke!
Es gilt das gesprochene Wort.
Literatur dieser Sendung:
(1) https://www.bundespraesident.de/DE/Amt-und-Aufgaben/Orden-und-Ehrungen/Verdienstorden/verdienstorden-node.html (abgerufen am 7.5.23)