Wort zum Tage
Gemeinfrei via unsplash/ Jeremy Bishop
Was, wenn…
von Marie Marondel
08.03.2024 06:20
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Heute ist in Berlin ein gesetzlicher Feiertag, der Weltfrauentag. Es geht nach wie vor um den Kampf um Gleichberechtigung. ALLE Menschen sollen gleichermaßen die Freiheit haben, ihr Leben nach ihrem Willen zu gestalten.

Im Lukasevangelium wird eine Geschichte erzählt von zwei Schwestern, Maria und Marta. Die beiden haben Jesus zu Besuch. Während Maria neugierig an seinen Lippen hängt, bedient Marta den Gast. Irgendwann reicht es ihr. Sie beschwert sich bei Jesus: "Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll!" Jesus schätzt Martas Arbeit sehr. Aber er sagt: "Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden." (Lukas 10,41f.)

Harte Worte für Marta. Sie hätte vermutlich auch lieber bei Jesus gesessen. Aber was hat Marta davon abgehalten? Was wäre, wenn die Erzählung von Marta und Maria nicht die Geschichte von zwei verschiedenen Frauen wäre, sondern Marta und Maria ein und dieselbe Person sind? Martamaria, so nenne ich diese Frau, ist beides. Sie ist eine gute Gastgeberin. Für sie war es selbstverständlich, dass sie Kochen, Backen und gute Bewirtung lernt und eines Tages einen eigenen Haushalt führt.

Sie macht das gerne. Doch Martamaria hat noch einen anderen Teil in sich. Sie ist neugierig und wissbegierig. Sie hört gerne zu, wenn sie irgendwo ein Gespräch von Gelehrten mitbekommt. Mit den Jahren wird sie mutiger in ihrem Denken und in den Visionen, die sie für ihr eigenes Leben hat. Sie will mitdiskutieren und dass ihre Meinung zählt. So wie die der Männer.

Mit den Jahren kommt aber auch die Ernüchterung. Ihre Ambitionen stoßen auf Ablehnung. Eines Tages kommt Jesus in ihr Haus. Von ihm will sie viel lernen. Sie hätte sich so gern dazu gesetzt. Doch die Ablehnung, die sie in den Jahren zuvor erfahren hat, verunsichert sie. Und so bleibt sie bei dem, worin sie sich sicher fühlt. Sie bewirtet den Gast. Ihre Hände backen Brote, schüren das Feuer, schenken Getränke nach. Aber ihre Ohren sind immer bei dem, was Jesus sagt.

Als sie einen Brotkorb zu den Männern bringt, stoppt Jesus seine Rede. Martamaria gibt sich einen Ruck und nimmt Platz. Direkt neben ihm. Jesus schaut Martamaria an, erkennt, was sie bewegt, und sagt: "Du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Du hast das gute Teil erwählt; das soll nicht von dir genommen werden."

Egal ob Martamaria oder Marta und Maria. Jesus hat mit seinen Worten festgefahrene Rollenerwartungen aufgebrochen. Ich lese das als eine Ermutigung, mich frei für den Lebensweg zu entscheiden, für den ich mich interessiere.

Es gilt das gesprochene Wort.