gemeinfrei via unsplash / Christian Mai
1. Mai
Tag der Arbeit
01.05.2025 06:20

Ruhe und Erholung sind für einige Luxuswörter. Sie arbeiten hart, und danach geht die Arbeit zuhause weiter. Dabei wird Pause-Machen schon bei der Schöpfung mitgedacht. Ein Grund mehr, sich für gute Arbeit einzusetzen.

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Bei seiner Arbeit ist Elias umgeben von rasenden Autos. Lärm und Abgase sind sein Alltag. Im Sommer ist er der prallen Sonne ausgesetzt, im Herbst oft dem strömenden Regen. Die Baustelle, auf der er arbeitet, befindet sich mitten auf der Autobahn. Zwischen ihm und den rasenden Autos sind lediglich Pylonen, die Warnzylinder aus Plastik. 

Alma hat Schmerzen in jeder Faser ihres Körpers, wenn sie schon vor Sonnenaufgang zur Arbeit geht. Die meisten halten es nicht lange aus in diesem Job. Es ist zu anstrengend, zu gefährlich. Sie trägt eine Arbeitskleidung, die sie sichern und vor dem Dreck schützen soll. Dem Gestank ist sie trotzdem ausgesetzt. Aber Alma kann damit umgehen. Sie ist sich nicht zu schade dafür, die Mülltonnen fremder Menschen zu leeren.

Sam und Peter haben letztes Weihnachten nicht frei bekommen. Aber sie hatten so viel zu tun, dass sie zwischendurch kurz vergessen haben, dass Heiligabend ist. Einige Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme waren betrunken und haben herumgepöbelt, weil sie warten mussten. Sam und Peter haben versucht, die fiesen Sprüche nicht persönlich zu nehmen. Aber ein "Fröhliche Weihnachten" hätten sie trotzdem lieber gehört.

Sara hält einem Heimbewohner die Hand und hört ihm zu. Er hat keine Familie, die ihn im Pflegeheim besuchen kommt. Sie weiß das und versucht sich deshalb nicht anmerken zu lassen, dass ihr Arbeitstag eigentlich eng getaktet ist.

Elias, Alma, Sam, Peter und Sara sind einfach nur noch erschöpft, wenn sie nach Hause kommen. Aber dann wartet dort noch die unbezahlte Arbeit: Essen kochen, Wäsche waschen, Kinder betreuen, die Pflege von Angehörigen. Ruhe und Erholung sind für sie eine Seltenheit.

Dabei wird die Pause nach getaner Arbeit bereits in der Schöpfung mitgedacht. In sechs Tagen schuf Gott die Welt. Am siebten Tag ruhte Gott von der Arbeit und betrachtete das Werk. Der siebte Tag wurde somit heilig. Auch die Menschen sollen am siebten Tag nicht arbeiten. So steht es in den Zehn Geboten. Es geht darum Gottes Schöpfung zu ehren. Und ich denke, es geht auch darum, dass es mehr im Leben gibt als die Arbeit und dass ich mehr bin als meine Leistung.  

Aber was, wenn das nicht geht? Wenn ich es mir nicht leisten kann, einen Schritt zurückzutreten, eine Pause zu machen?

Tausende Menschen sind heute am 1. Mai auf der Straße und kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen. Sie werden laut und sichtbar und zeigen Zusammenhalt. Weil es immer etwas bewirkt, wenn wir aufeinander Acht geben. Wenn wir uns gegenseitig wahrnehmen mit dem, was wir leisten, und Wertschätzung zeigen. 

Es gilt das gesprochene Wort.
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