Die Natur genießen und selbst ein Teil der Schöpfung sein.
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Der Mai steht vor der Tür, und bei mir steigt die Vorfreude auf den Sommer. Dazu gehört ein absoluter Klassiker im evangelischen Gesangbuch:
"Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier,
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben."
Gerade die erste Strophe klingt immer wieder als Ohrwurm in meinem Kopf und begleitet mich durch die Frühlings- und Sommermonate. Das Lied beschreibt die Schönheit und die Fülle der Natur, wie jedes Geschöpf einen Beitrag zu dieser paradiesischen Jahreszeit leistet und wie viel Freude das auslöst: die Bäume voller Laub, das Vogelgezwitscher, das Getreide, das wächst…
Ich kann mich richtig hineinfühlen in die Sprachbilder der Strophen. Das Lied erinnert mich daran, die Natur um mich herum nicht einfach für selbstverständlich zu nehmen. Ich verstehe mich auch als Teil der Schöpfung und möchte aufblühen wie die Wiesen und Wälder im Frühling.
In der 8. Strophe heißt es:
"Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen."
Im Einklang mit der Schöpfung sein. Das ist das Eine. Paul Gerhardt, der Dichter des Liedes, wird noch tatkräftiger. In der letzten Strophe des Liedes verspricht er, auch seinen Beitrag zu leisten:
"Erwähle mich zum Paradeis
und laß mich bis zur letzten Reis’
an Leib und Seele grünen:
So will ich dir und deiner Ehr
allein, und sonsten keinem mehr,
hier und dort ewig dienen."
Ich will mich nicht nur bedienen, sondern tun, was ich kann, damit es friedliche, erfüllende Frühlings- und Sommermonate werden. Ich möchte Teil sein, mitsingen, wenn alles singt, die Gärten pflegen, hier und da freundliche Worte zwitschern, Trost spenden und Nachsicht in mir blühen lassen. Ich möchte wie der Weizen über mich hinauswachsen, wenn andere meine Hilfe brauchen. Denn aufzublühen bedeutet auch, dass bereits ein Same in uns angelegt ist, der wachsen, ergrünen und Früchte bringen kann.
Ich versuche, meine eigene Strophe zu dichten, die mich durch den Frühling und Sommer begleitet:
Geh aus, mein Herz, und schenke Zeit
Und halt‘ ein Lächeln stets bereit
Für Freunde und für Fremde.
Pack dort mit an, wo du es kannst,
Und spüre froh am Abend dann:
Wer gibt, hat volle Hände.
Es gilt das gesprochene Wort.