Gedanken zur Woche

Gedanken zur Woche
Gedanken zur Woche
30.01.2015 - 06:35
23.02.2015
Pfarrer Thomas Dörken-Kucharz

Die globale Impfallianz hat in dieser Woche getagt, auf Einladung der Kanzlerin in Berlin. Das stolze Ergebnis: Zusagen über 7,5 Milliarden Dollar sammelte die Geberkonferenz für die Impfallianz ein. Damit können 300 Millionen Kinder in Entwicklungsländern geimpft werden, etwa gegen Keuchhusten, Masern, Lungenentzündung. Viele Leben rettet die Impfallianz mit ihrer Initiative. Wunderbar! Von Deutschland kommen 600 Millionen Euro dazu in den nächsten Jahren. Gut das Doppelte, nämlich über 1,5 Milliarden Dollar will Bill Gates spenden. Mit seiner Stiftung ist er der Hauptsponsor der Impfallianz.

 

Bei solchen Summen fragt man sich als Normalverdiener: macht eigenes Spenden da überhaupt noch Sinn? Was bewirken schon 100 oder 200 Euro für Brot für die Welt oder Misereor. Und wenn ich an das Ergebnis im Klingelbeutel nach dem sonntäglichen Gottesdienst in meiner Gemeinde denke, dann beschämt mich das fast. Denn da finden sich meist Beträge zwischen 100 und 200 Euro ein. Große Sprünge kann man damit nicht machen. Nun, Kleinvieh macht auch Mist, sagt das Sprichwort. Und im Grunde kommen so auch die großen Summen der Impfallianz zusammen. Denn die 600 Millionen Euro aus Deutschland sind Steuergelder. Sie kommen also von allen, gut sieben Euro sind das von jeder und jedem aus Deutschland. Und würde nicht die halbe Welt Computer mit Microsoft Betriebssystem nutzen, könnte auch Bill Gates keine Milliardensumme spenden.

 

Bill Gates ist der reichste Mann der Welt, er besitzt schätzungsweise 87 Milliarden Dollar. Die 1,5 Milliarden Dollar machen ihn also nicht arm. Er spendet gerade einmal 1,72 Prozent seines stetig wachsenden Vermögens.

 

Von Jesus ist folgende Geschichte am Tempel in Jerusalem überliefert.

 

Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und sah zu, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten. Und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; das macht zusammen einen Pfennig. Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. Denn sie haben alle etwas von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte. (Mk 12, 41-44)

Über die Reichen sagt Jesus nichts Negatives. Viele Reiche legten viel ein, heißt es. Und das ist gut so und wichtig, denn helfen kostet Geld, viel Geld. Doch dann ist da die arme Witwe. Sie gibt einen Pfennig, also weniger als einen Cent. Nicht der Rede wert, würde man denken, doch Jesus sieht das ganz anders. Die zwei Scherflein waren alles was sie hatte. Und die spendet sie.

 

Aus dieser Geschichte lerne ich, dass Geld nicht alles ist. Denn die Witwe gibt sozusagen ihr Leben. Und das ist es ja auch, was Hilfe wirklich ermöglicht. Menschen, die sich engagieren, die sich der Aufgabe zu helfen verschreiben. Jeder, der persönlich in Afrika gegen Ebola kämpft, tut mindestens soviel wie einer, der Millionen oder Milliarden spendet. Und das ist es auch, was mich am meisten beeindruckt an Bill Gates und seiner Frau Melinda. Sie engagieren sich persönlich mit Ihrer Stiftung und versuchen zu helfen, wo und wie sie können. Das macht sie nicht arm, wahrscheinlich macht es sie sogar reicher. Nicht finanziell noch reicher, sondern reicher an Begegnungen, Erfahrungen und Wärme.

 

Geld hilft. Und wenn es so hilfreich eingesetzt wird, stinkt es auch nicht. Aber die großen Summen an Spendengeldern wiegen nicht den persönlichen Einsatz auf. Sie machen ihn ja oft erst möglich. Und sich für andere einsetzen, das kann jeder. Dazu muss man nicht reich sein.
Wenn Sie mit mir darüber sprechen möchten, was jede und jeder tun kann – Sie erreichen mich bis 8 Uhr unter 069/79306912. Noch einmal: 069/79306912. Oder diskutieren Sie mit auf Facebook unter „deutschlandradio.evangelisch“.

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23.02.2015
Pfarrer Thomas Dörken-Kucharz