Verwandlung

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Gemeinfrei via unsplash.com/Krzysztof Niewolny

Verwandlung
Maria Sibylla Merian und ihre Raupen
26.04.2020 - 07:05
23.04.2020
Eberhard Hadem
Über die Sendung:

Es geht nicht um kleine Veränderungen, sondern um einen vollständigen Wechsel der Gestalt. Bis es so weit ist, dass ein Schmetterling umherflattert, findet innerhalb des Kokons ein in jeder Phase aufwendiger Prozess statt. Schmetterlinge sind eines der schönsten Beispiele der Natur für die Metamorphose, für Verwandlung. Sie sind wie ein Versprechen, wie eine Verheißung: dass das Schwere hinter einem und das Leichte vor einem liegen wird.

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Geduld ist eine ihrer größten Stärken. Von klein auf ist das schon so gewesen. Mehrere Wochen lang hat die 12-jährige Maria Sibylla Merian die Raupen in ihrer selbstgebauten Papierschachtel beobachtet. Sie ist neugierig, was in den nächsten Wochen passieren wird. Der 30-jährige Krieg ist gerade vorbei, da nimmt man Dinge anders wahr. Die kleine Merian füttert die Raupen mit Lattich und so sind sie mittlerweile größer geworden. Dann entdeckt sie, wie aus ihren Mündern ein dünner Faden entweicht, so fein, dass man ihn nur auf dunklem Hintergrund sehen kann. Mit diesem Faden beginnt die Raupe sich selber einzuspinnen zu einem Kokon. Später, als Erwachsene, wird Maria Sibylla Merian anschauliche Vergleiche für das finden, was sie dabei beobachtet. Der Kokon erinnere sie an „ein eingewickeltes Kind“. Ein andermal schreibt sie auf: Eine Raupe „schiebt ihr(e) Haut drey oder vier mal ganz ab, eben wie ein Mensch über den Kopf ein Hemd auszieht.“ (1) Aus dem Kokon der Raupe wird ein feingebildeter Schmetterling schlüpfen, der so gar nichts mit dem früheren Erdenwesen gemeinsam zu haben scheint, das er vorher gewesen ist.

 

Mich interessiert, was im Verborgenen, im Kokon einer Raupe eigentlich vorgeht, was man heute darüber weiß. Und weiter, wie die christliche Bildersprache, die Ikonografie, den Schmetterling als ein Ostersymbol für die Auferstehung Jesu verstanden hat. Mich beschäftigt dann aber auch der Blick auf das eigene Selbst. Für Maria Sibylla Merian jedenfalls wurde die Raupe, die sich verwandelt, zum Vorbild für ihre eigene Verwandlung als Forscherin, Illustratorin, aber auch Geschäftsfrau, Verlegerin und Mentorin anderer Frauen, nicht zuletzt für ihre beiden Töchter.

 

 

Das griechische Wort Metamorphose verrät, was mit Verwandlung eigentlich gemeint ist. Es geht nicht um kleine Veränderungen, sondern um einen vollständigen Wechsel der Gestalt. Im Jahr 1705 erscheint Maria Sibylla Merians Buch ‚Metamorphosis Insectorum Surinamensium‘ über die Welt der Verwandlungen bei den Insekten in Surinam, der damaligen holländischen Kolonie im Norden von Südamerika. Zwei Jahre lang erforschen und dokumentieren sie und ihre jüngste Tochter Dorothea alles, was sie im Dschungel finden und in Kisten verstauen können.

Schmetterlinge sind eines der schönsten Beispiele der Natur für die Metamorphose, für Verwandlung. Sie sind wie ein Versprechen, wie eine Verheißung: Dass das Schwere hinter und das Leichte vor einem liegen wird. Die Freude auf das Kommende beflügelt einen. Doch bis es soweit ist, dass ein Schmetterling farbenfroh und federleicht umherflattert, findet innerhalb des Kokons ein in jeder Phase der Verwandlung aufwendiger Prozess statt.

 

Professor Jens Rolff arbeitet als Evolutionsbiologe an der Freien Universität Berlin. Ich habe mit ihm gesprochen und ihn gefragt, was genau bei der Verpuppung einer Raupe geschieht:

Professor Jens Rolff:

Also die Puppe ist ja ein extremer Lebensstil, den man sich kaum vorstellen kann, wenn wir uns die eigene Entwicklung angucken als Mensch: Wir werden halt immer größer, und dann verändern sich die Proportionen im Körper, in Kindheit einen noch relativ größeren Kopf und so weiter. Aber alle Organsysteme sind schon angelegt. (…) Die Raupe, wenn die sich erst mal eingesponnen hat in ihren Kokon, dann fängt die eben an, ihren Körper umzubauen, und der Kokon schützt sie damit komplett von der Außenwelt. (…) und der Darm, da ist halt der Raupendarm drin, und der Raupendarm ist voll, auch mit Bakterien, die ja ganz normal auch zur Verdauung dazugehören. Und dieser alte Darm wird eben aufgelöst, und darum bildet sich der neue Darm, man nennt es den sogenannten Gelbkörper. Und dann wird eben der neue Darm aufgebaut. Und dann werden auch die ganzen Organsysteme wiederaufgebaut. Also bis auf das, was das Äquivalent bei Insekten die Nieren ist und Teile des Gehirns und des Nervensystems werden ja alle Organe komplett aufgelöst.

 

Nichts, was die Raupe einmal ausgemacht hat, bleibt also erhalten. Wie soll ich mir das Innere im Kokon vorstellen?

 

Professor Jens Rolff:

Man könnte sagen, suppig. Es ist so ein bisschen wie so eine Suppe. Also ist halt Gewebe, was aber sehr weich ist und in weiten Teilen eben fast keine Struktur hat.

 

Von Ende her gesehen – wenn wir an den Schmetterling denken, der noch werden soll – ist in der Puppe noch nicht alles neu, aber ein Neues ist geworden.

 

Professor Jens Rolff:

Bei Fliegen zum Beispiel, da ist es so, die haben sogenannte Imaginalscheiben, das heißt kleine Scheiben von Zellen und aus diesen Zellen dann entstehen definiert Organe oder die Flügel. (…) Und dann schlüpft eben aus der Puppe das erwachsene Insekt, der Schmetterling, der Käfer, die Biene, was wir alles kennen.

 

Metamorphose, Verwandlung ist – so verstehe ich es – ein komplexer Prozess, eine Folge von strukturierenden Gen-Informationen (2), die dem künftigen Lebewesen seine neue Gestalt geben. Nach ihnen formt sich nach und nach der komplette Körper des Schmetterlings mit Flügeln und Beinen, erklärt Professor Rolff:

 

Professor Jens Rolff:

Damit der Schmetterling schlüpfen kann, müssen alle Organsysteme, die das erwachsene Tier braucht, komplett ausgebildet sein. (…) Und wenn alle Organe fertiggebaut sind, dann kann der Schmetterling eben aus der Puppenhülle schlüpfen. Und dann muss er eben seine Flügel auffalten. Die Flügel faltet er auf – das machen, das machen aber auch Insekten, die keine Puppe haben – Flügel werden aufgefaltet, indem Flüssigkeit – Blut im Prinzip, wir nennen das Hämolymphe, aber das ist so eine Art Blut – in die Flügel gepumpt werden. Und dann müssen die Flügel aber erstmal auch aushärten. Und das Skelett, das Außenskelett des Insekts, das muss auch aushärten. Das kann je nach Art zwischen Minuten und Stunden brauchen. Das hängt auch von der Temperatur ab. Und dann kann der Schmetterling zum Beispiel fliegen, weil die Muskeln – das ist ja anders als bei uns, wir haben ein Skelett innen im Körper, unsere Knochen sind innen – bei einem Insekt ist ja ein Außenskelett, die harte Hülle, das ist das Skelett, und Muskeln setzen daran an. Und solange diese Hülle weich ist, kann er nicht fliegen. Das wäre, als ob unsere Knochen aus Gummi wären. Dann würden unsere Muskeln uns ja auch nichts nützen.

 

Metamorphose, Verwandlung kann auch ein seelisch-geistiger Prozess sein. Auf Kreta habe ich vor einigen Jahren Coanghai, einen Inuit, kennen gelernt, der seine Heimat Grönland verlassen hat um die ganze Welt zu bereisen. Er selbst spricht nie von einer ‚Reise‘, sondern betont stets, dass er auf einem Weg sei, auf der Suche nach der eigenen Bestimmung, über die ein geistlicher Führer seines Volkes mit ihm gesprochen hat, als er noch ein Jugendlicher war. Coanghai erzählt mir: „Bei uns bringen die Älteren den Jüngeren bei, dass jede Veränderung wie ein kleiner Tod ist.“ Erwachsene verlassen mit Jugendlichen die vertraute Zivilisation, gehen dorthin, wo das Leben bedroht ist und es darauf ankommt, wie sie überleben können. Die tiefgreifende Veränderung beginnt mit einer dramatischen Situation, die Ängste auslöst. Coanghai versucht mir zu beschreiben, was der ‚kleine Tod‘ ist:

Ich verliere mich selbst, ich verliere mit ‚mir‘ den, der ich bisher war und von

dem ich glaube, dass ich nicht ohne ‚ihn, den ich kenne‘ sein kann, denn er

‚ist‘ ich, also das, was ich meine Identität nenne. Für mich hat es sich damals

so angefühlt, als ob alles um mich herum zerbricht und auseinanderfällt.

Diese Selbstauflösung war wie ein kleiner Tod, weil es tatsächlich der Tod

meiner bisherigen Person war.

 

Auf die Frage, wie er diese Erfahrung bewältigt hat, antwortet Coanghai:

Aus Tibet kenne ich ein Sprichwort: ‚Was die Raupe das Ende der Welt nennt, nennt der Meister einen Schmetterling.‘ Das hat mir geholfen, meine Angst zu besiegen. Die Botschaft für mich: Coanghai, reg dich nicht auf, denn du wirst es ganz bestimmt überleben. Du hast nämlich gar keine andere Wahl.“ (3)

 

In den nächtlichen Gesprächen mit Coanghai am Strand auf Kreta wurde mir klar: Ich wollte etwas ändern in meinem Leben. Im Bild gesprochen: Ja, ich wollte ein Schmetterling werden. Aber das Schmetterlingsdasein konnte ich mir nur in den Mustern, den Prägungen des Raupen-Daseins vorstellen, die mir vertraut waren. Obwohl ich mit ihm viel über die Zukunft gesprochen habe, bin ich in meiner Vergangenheit hängengeblieben. Ich war nicht bereit, in mir sterben zu lassen, was nicht Schmetterling werden kann. Ich war noch nicht bereit, mich verwandeln zu lassen. Erst mit Hilfe von Coanghai begann ich mich auf das zu konzentrieren, was jetzt gerade geschieht. Die Raupe im Kokon lebt im Moment, sie kann ihre Vergangenheit nicht ändern und ihre Zukunft nicht vorwegnehmen. Das klingt so, als würde sie das Ganze nur passiv hinnehmen. Doch das Gegenteil ist der Fall. So war es dann auch bei mir: Ich konnte nichts tun – und war doch hellwach dabei. Ich habe geweint, über mich selbst, über manche Illusion und Enttäuschung. Aber es war eben auch ein Ende der Täuschung, Gott sei Dank.

 

Maria Sibylla Merian hat in ihrer Entwicklung mehrmals die Lebensform der Verpuppung gewählt. Als Kind hat sie kein hübsches oder einnehmendes Wesen. Sie ist eher still und wortkarg, zieht sich lieber zurück, macht – so würde man heute sagen – ihr eigenes Ding. Viele Jahre lang ist das so geblieben. Nur zu Caspar, einem der jüngeren Brüder, fasst sie von Anfang an Vertrauen. Das gute Verhältnis mit ihm bleibt auch erhalten, als sie beide erwachsen sind. Als sie bereits eine alleinerziehende Mutter ist, folgt sie ihm in eine fromme Kommune. Da liegen aber schon 20 Jahre Eheleben hinter ihr. 1665 hatte sie mit 17 Jahren den Maler Johann Graff aus Nürnberg geheiratet, die Töchter Helena und Dorothea wurden geboren. 1685 geht sie mit ihnen in das Schloss Waltha im holländischen Westfriesland, in einen bewusst selbstgewählten Kokon. Die streng-christliche Kommune nimmt ihr zwar ihre materielle Unabhängigkeit, aber sie darf alle ihre Studien zu den Raupen treiben, so wie sie es bisher auch getan hat.

 

Sechs Jahre lang bleibt sie in ihrem Kokon auf Schloss Waltha. Sie braucht diese Zeit. So wie auch der zukünftige Schmetterling im Kokon die Zeit braucht, bis seine neuen Flügel, sein ganzes Skelett, ausgehärtet sind, damit er fliegen kann. Bis 1691, dann schlüpft der Schmetterling und lässt den Kokon hinter sich: Maria Sibylla Merian zieht mit ihren Töchtern nach Amsterdam. Das neue Skelett – den nötigen Rückhalt, den sie braucht – bilden ihre Zeichnungen, die sorgfältigen Dokumentationen ihrer Forschungsergebnisse. Die Druck- und Zeichenaufträge von reichen und ihr wohlgesonnenen Freunden bilden ihre neuen Flügel, mit denen sie genug Geld verdient, um für sich und ihre Töchter zu sorgen.

 

Die intensive Beschäftigung mit den Schmetterlingen war Mitte des 17. Jahrhunderts nicht ganz ungefährlich für die Merian. Der Begriff ‚Schmetterling‘ hat seine Wurzel in der mittelalterlichen Hexenfurcht. Man glaubte, dass Hexen die schöne Gestalt dieser Tiere annehmen um so getarnt die Milch- und Buttervorräte zu verderben. Das Wort ‚Schmetten‘ ist ostpreußisch und bedeutet: Milch und Sahn, d.h. der Schmetterling ist ein Schmandlecker – oder eben eine Butterfliege, auf Englisch: Butterfly. Ausdrücklich wendet sich Maria Sibylla Merian gegen diese Vorstellungen. Sie schreibt aufklärerisch und zugleich fromm im Vorwort ihres ersten Raupenbuches von 1679:

Ich „suche demnach hierinnen nicht meine, sondern allein Gottes Ehre, ihn als Schöpfer auch dieser kleinsten und geringsten Würmlein zu preisen“.

 

Sie sieht es als ihre Aufgabe an, „der Welt in einem Büchlein solches göttliche Wunder vorzustellen“ und gibt den Schmetterlingen einen anderen Namen: Sommervögelein – göttliche Wunder, die jeder ohne Hexenangst betrachten kann. Der Vergleich mit dem Kreislauf der Natur hilft: So wie die Natur sich im Winter zurückzieht, so zieht sich die Raupe in ihren Kokon zurück um im Sommer als buntes Vögelein zu erwachen.

 

Es scheint so, als habe der Schmetterling als christliches Ostersymbol hier seinen Ursprung: An Ostern schlüpfe der auferstandene Jesus sozusagen aus dem Kokon des Grabes. Aber was scheinbar so naheliegt, ist ein Vergleich, der mächtig hinkt. Der Vergleich besteht nicht zwischen dem Schmetterling und der Person des auferstandenen Jesus. Der Vergleichspunkt ist woanders, nämlich beim Vorgang selber: Die geistige Kraft, mit der Jesus von den Toten auferweckt wird, vergleiche ich mit der biologischen Kraft der Metamorphose beim Schmetterling: So wie im biologischen Sinn im Kokon sterben muss, was die Raupe einmal ausgemacht hat, so muss im geistlichen Sinn der alte Adam sterben, denn anders kann er nicht als ein neuer Mensch auferstehen. Was in Worten so leicht daher gesagt wirkt, ist ein dramatischer Vorgang. Da lässt sich kein Bewusstseinsschalter umlegen und dann bin ich ein neuer Mensch. Deshalb verwendet die Bibel das griechische Wort ‚metamórphosis‘ für Verwandlung nur dann, wenn es um eine kraftvolle Veränderung geht, um Umkehr, um eine andere Lebensorientierung, um Erneuerung des Denkens. Der Apostel Paulus sagt:

Fügt euch nicht ins Schema dieser Welt, sondern lasst euch verwandeln – metamorphoústhe – durch die Erneuerung eures Sinnes.“ (Röm. 12,2)

 

Paulus sagt damit: Hört doch auf, euch an die immer gleichen Denk-Schemata anzupassen, nach der die ganze Welt funktioniert, das Habenwollen, die Gier, das Ansehen, die Macht. „Lasst euch verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes.“ Wie viel oder wie wenig brauche ich, um ein zufriedener Mensch zu sein? Wer oder was beeinflusst mich, mein Leben?

Könnte die Situation mit dem Corona-Virus wirklich beides sein: Eine schlimme Krise und zugleich eine Zeit für Neuanfänge? Ich habe mich gefragt, ob sich bei uns etwas ins Positive ändern könnte, wenn wir uns bewusst auf die Lebensform der Verpuppung einlassen würden. Die Wohnung als Kokon. Jede und jeder für sich in einer Lebensform mit Abstand voneinander. Natürlich macht es einen großen Unterschied, ob ich als Eltern mit drei Kindern auf wenigen Quadratmetern oder alleine in einer Wohnung derselben Größe lebe. Doch manche Ängste bleiben dieselben.

Der Philosoph Slavoj Žižek hat die anhaltende Viren-Epidemie als „die verstörendste Lektion“ in einem Satz zusammengefasst: „Der Mensch ist viel weniger souverän, als er denkt.“ (4) Gekränkt fühlt sich der Mensch, weil sein Denken durcheinander gerüttelt wird, das sich auf Sicherheiten und Selbstverständlichkeiten verlassen hat – und die lösen sich gerade auf.

 

Kann ich dennoch die eigenen vier Wände als schützenden Kokon betrachten? Und die Auszeit als Zeit, um darüber nachzudenken, was der Verlust von Souveränität für mich bedeutet? Der Apostel Paulus würde sagen: Pass dich nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lass dich verwandeln, damit dein Denken neu werden kann, damit du auf die Suche gehst und beurteilen lernst, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist.

 

So höre ich die Osterbotschaft: Wenn du dich verwandeln lässt, wenn du dein Denken veränderst – dann ist Ostern, dann wirkt die Auferstehungskraft des Christus in dir. Die Macht, die bewirkt, dass Jesus aufersteht von den Toten, ist dieselbe Schöpfermacht der verborgenen Verwandlung des Schmetterlings. Die Kraft der Auferstehung kann die verwandeln, die sie an sich wirken lassen. In einem Psalm der Bibel beschreibt ein Beter diese Verwandlung:

Du, Gott, hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet, dass ich dir lobsinge und nicht stille werde.“ (Ps. 30, 12 – 13)

 

„Du wandelst mir meinen Trauergang zu einem Reigen“, sagt ein anderer Übersetzer. (5) Die drei Frauen und die anderen Jüngerinnen und Jünger, die am Ostermorgen einen Trauergang zum Grab Jesu machen, haben diese Verwandlung von der Klage hin zur Freude an sich selbst erfahren. Manchmal muss ich erst eine Raupe im Kokon werden, damit aus mir ein Schmetterling werden kann.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Musik dieser Sendung:

(1) Evolving Doors, Chilly Gonzales, solo piano II

(2) Nero’s Nocturne, Chilly Gonzales, solo piano II

(3) Wintermezzo, Chilly Gonzales, solo piano II

(4) Epigram in E, Chilly Gonzales, solo piano II

(5) Wir wollen alle fröhlich sein (EG 100), Sacre Fleur jaune
 

Literaturangaben:

(1) zitiert nach: Charlotte Kerner. Seidenraupe, Dschungelblüte. Die Lebensgeschichte der Maria Sibylla Merian, Beltz-Verlag Weinheim und Basel (1988), 6. Auflage 1995, S. 43

(2) so Prof. Jens Rolff im Vorgespräch

(3) aus den Nachtgesprächen mit dem Autor

(4) Slavoj Žižek, Der Mensch wird nicht mehr derselbe sein. NZZ Feuilleton v.13.3.2020

(5) Das Buch der Preisungen. Verdeutscht von Martin Buber. Brockhaus-Verlag 1977, S. 46

23.04.2020
Eberhard Hadem