G7 und der Fisch

Gedanken zur Woche

Gemeinfrei via pixabay/ jc_cards/ 847 Bilder

G7 und der Fisch
Es ist nicht egal, was ich tue und hoffe
11.06.2021 - 06:35
10.06.2021
Heidrun Dörken
Über die Sendung

Die Gedanken zur Woche im DLF.

Sendung zum Nachhören
Sendung zum Nachlesen:

Es könnte eine Quiz-Frage sein: Welches Tier verbindet man mit dem Christentum?

Es gibt mehrere. Kleine Hilfestellung: Es geht um eins, das schwimmt.

Es ist gefährdet: Durch den Temperaturanstieg in Gewässern, durch Plastik und Chemikalien, durch Gier.

Ein Tier, für das der G7-Gipfel, der heute beginnt, hoffentlich Schutzmaßnahmen beschließt.

Die Antwort ist: Der Fisch.

Die ersten Christen haben Fische an die Wände ihrer Treffpunkte gemalt, in Häuser und Katakomben. Das griechische Wort für Fisch heißt Ichthys. Seine Buchstaben bilden ein kurzes Glaubensbekenntnis: Jesus Christus, Sohn Gottes, ist Retter, Erlöser.

Der Legende nach erkannten sich Christen damit in Zeiten der Verfolgung. Einer malte einen Bogen in den Sand. Wenn das Gegenüber dann den Gegenbogen vollendet hat, entstand ein stilisierter Fisch. Dann war klar: Das ist eine Schwester oder ein Bruder. Ich muss keine Angst haben und kann offen sprechen. Von dem, was ich glaube und was ich hoffe. Was ich davon weiß, wie Leben gedeihen kann.

Dass zu wenig Güte, Liebe und Pflege furchtbare Folgen haben können, wussten die Menschen der Bibel seit langem. Die Propheten haben das mit Bildern beschrieben, die erstaunlich aktuell klingen: Das Land wird dürr und sogar die Fische im Meer werden weggerafft (Hosea 4,1-3).  Aber damals war es unvorstellbar, es könnten die Menschen selbst sein, die das Leben im Meer, See und Fluss gefährden oder die Farbenpracht der Korallen.   

Die Propheten haben nicht nur schreckliche Folgen ausgemalt. Sie haben auch gesagt, was hilft: Kehrt um, ändert euch! Jesus steht in dieser Tradition. Und genau das sagt Jesus ausgerechnet zuerst Fischern. Die Jünger Petrus und Andreas kamen aus einem Ort, der übersetzt Fischfanghausen (1) heißt. Die Jüngerin Maria Magdalena aus einem Dorf, das vom Fisch-Pökeln lebte (2). Ohne Fischerei hätten sie kein Auskommen gehabt.

So wie rund 1,3 Milliarden Menschen heute (3). Diesen Menschen zu sagen „Hört auf, Fisch zu fangen und zu essen!“Der wäre zynisch. Sie leben davon.

Aber die Fische sind gefährdet und damit auch die Menschen. Es ist also an der Zeit: Kehrt um. Ändert euch!

Die G7, das jährliche Forum von sieben Industrieländern und der EU, tagen ab heute im englischen Cornwall mit dem Blick aufs Meer. Das erinnert sie hoffentlich an das Leben darin und sie beschließen Wirksames gegen die Erderwärmung und damit auch gegen das Artensterben im Meer. Sie ächten brutale Fangmethoden wie die Fischerei mit Grundschleppnetzen. Sie unterbinden, das Meer als Müllhalde zu nutzen für Plastik, Chemikalien und Öl (4). Dabei hilft das Argument, dass ein „Weiter so“ wirtschaftlich viel teurer sein wird als das konsequente Vorgehen gegen Klimawandel und Artensterben. Klar, auch diese Maßnahmen kosten viel. Aber sie investieren in eine gute Zukunft.

Auch ich als Verbraucherin kann etwas tun. Es fühlt sich ja nicht böse an, an der Fischtheke zu stehen oder eine Dose Fisch zu öffnen. Und wichtig für eine gesunde Ernährung ist es auch. Doch für den Fischfang gibt es Siegel. Ich kann mich über die unterschiedlichen Siegel informieren. Dann merke ich: Leider ist nicht auf alle Verlass. Aber es gibt solche, die den Namen nachhaltig verdienen.

Es ist im Kleinen wie im Großen nicht egal, was ich tue und was ich hoffe. Auch dafür steht das alte urchristliche Symbol des Fisches.  

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Literaturangaben:

 

  1. Betsaida = Fischfanghausen https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/bethsaida-iulias/ch/ca3916a17282edfedcdb0ddaf589e58d/
  2. Magdala, ebenfalls am See Genezareth
  3. „Gehört Fisch noch auf den Tisch?“ FAZ, 8. Juni 2021, S. 20.
  4. Forderungen von Wissenschaft und Nobelpreisträgern an die G7 https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2021-06/g7-gipfel-nobelpreistraeger-klimaschutz-erklaerung-co2-senkung-2030 und  https://www.nationalacademies.org/news/2021/04/nobel-prize-laureates-and-other-experts-issue-urgent-call-for-action-after-our-planet-our-future-summithttps://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/fischerei/grundschleppnetze/

5. Kurz gesagt: MSC reicht nicht, nur rund 50 %. Empfehlenswert sind „Friends of the Sea“ und
diverse Bio-Siegel wie Naturland. Gute Informationen zu Fischsiegeln bei WWF und Greenpeace, mehr auch im FAZ-Artikel s. Anmerkung v.

 

Weitere Infos

10.06.2021
Heidrun Dörken