Das Heilsame wächst mit

Morgenandacht

Gemeinfrei via unsplash/ Pascal Debrunner

Das Heilsame wächst mit
Hoffnung auf Frühjahr und Frieden
17.03.2022 - 06:35
28.01.2022
Ulrike Greim
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Das ist für mich jedes Jahr wie ein kleines Wunder, wie ein Geschenk des Himmels, wenn sich die ersten kleinen Hälmchen des Bärlauchs aus dem Waldboden recken. Jetzt ist es wieder so weit. Dieser Tage habe ich die ersten zarten, kleinen Blättchen geerntet. Sie sind wunderbar aromatisch und recht scharf. Für die, die Bärlauch nicht kennen sollten – das ist ein Mittelding zwischen Schnittlauch und Knoblauch. Ich bin ein großer Fan. Mir geht es gut, wenn ich das erste frische Brot mit Butter und Bärlauch essen kann. Dann beginnt für mich der Frühling. Bärlauch ist ein großartiger Bote dafür, dass es ab jetzt wieder aufwärts geht. Das gute, neue Energie ins System kommt.

Bärlauch regt Galle und Leber an, dient damit der Entgiftung, hilft bei Bluthochdruck und bei hohen Cholesterinwerten, es hilft bei Verdauungsstörungen, und vieles mehr. Außerdem schmeckt er großartig.

Ich mag es, im Wald die erste würzige Wolke des Bärlauchs zu riechen. Für mich jedes Mal wie ein Zeichen: das Heilsame wächst doch immer mit. Direkt in deiner Nähe. Zuerst absolut unscheinbar unter dem alten Laub, dann immer mehr. Bis der ganze Waldboden übersät ist und saftig grün in der warmen Sonne liegt. Wie ein Fingerzeig: Schau, auch dieses Jahr, allem zum Trotz, schenkt der Himmel ein Kräutlein gegen die Furcht. Gegen deine Angst, alles Gute dieser Welt könne zum Erliegen kommen. Kommt es nicht. Auch im dicksten Winter, selbst unter der härtesten Schneedecke, bleiben die kleinen Zwiebeln und die vielen Samen erhalten. Und sobald nur die allersten Sonnenstrahlen kommen, geht es wieder los.

Das war für mich eine archaische Entdeckung, als ich einmal im März in den Alpen war. Der Schnee lag noch zwei Meter hoch und war schon recht verharscht. Aber unter der Schneedecke hatte es bereits angefangen zu tauen. Das Auge sah tiefsten Winter, alles weiß. Das Ohr hörte bereits das Schmelzwasser plätschern. Und da, wo der Schnee erst halb weg war, da strecken bereits die ersten Frühblüher ihre Blättchen aus dem Boden, unter der dicken Schneedecke, sie blühten gelb und violett.

Was für ein Geschenk der Natur, dass das so geht! Jahr für Jahr. Dass Pflanzen, Tiere, Menschen einen Überwinterungsmodus haben, der hilft, die Essenz zu bewahren, selbst unter den widrigsten Bedingungen. Und sobald sich die erste Sonne zeigt, geht es wieder los – das Leben. Das wunderbare, das heilsame, das duftende, das Herz erfreuende, pralle Leben.

Man kann es riechen und schmecken, es reinigt die Galle, bevor sie hochkommt, es hilft, all das Schwere zu verdauen, das uns im Magen liegt und auf der Seele.

Das neue Leben ist Gottes gute Gabe. Fein ausgetüftelt und austariert in der großartigen hochkomplexen Schöpfung, in der alles ineinandergreift. In der für so vielfältige Verletzungen ein Kräutlein gewachsen ist. In der das Heilsame immer wieder seinen Weg findet ins Leben.

Es tut gut, dieses Heilsame zu suchen. Notfalls muss man das alte Laub mit dem Fuß etwas zur Seite schieben, um zu sehen: Doch, es kommt.

Das ist die Hoffnung und immer wieder auch die sichere Erfahrung: Das Heilsame wächst mit. Manchmal findet man es am vertrauten Ort. Manchmal hat der Wind die Samen an Stellen getragen, an denen man es nie erwartet hätte. Manchmal muss man es suchen.

Doch die Seele braucht die Zeichen, der Körper braucht die Erfahrung immer und immer wieder, dass es Heilung gibt. Dass auch härteste Kriegswinter enden. Dass das Frühjahr kommt. Dass wir die Essenz des guten Lebens bewahren können, auch unter Extrembedingungen. Dass das Leben wieder Einzug halten kann.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

 

28.01.2022
Ulrike Greim