April, April – Glaube und Humor

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April, April – Glaube und Humor
01.04.2017 - 10:00
08.05.2017
Landespfarrerin Petra Schulze
Über die Sendung

„April, April“ – seit vielen Jahrhunderten spielen Menschen am 1. April anderen einen Streich. An diesem Tag wird gelacht – auch in der Kirche? Manchmal hat die Kirche ja den Humor verloren. Meint man so landläufig. Petra Schulze beweist das Gegenteil.

 

 

Stan Laurels Warnung

„Morgen fahren wir zu einer Beerdigung“, sagt Mama zu Justus. Darauf der Fünfjährige: „Wieso, wer stirbt denn?“ – Beim Kaffee erzählt mir meine Freundin Anna von diesem Dialog mit ihrem kleinen Sohn. Nun bekommt das Thema Tod ein heiteres Gesicht. Dem Tod ins Gesicht lachen. Wenigstens ein Kaffeestündchen lang. Diesen düsteren Genossen einfach mal in die Schranken weisen. Ihm zeigen: „Du, nimm dich mal nicht so ernst. Wir tun´s jetzt auch nicht.“ Das tut gut. Kaffeekanne und Tortenplatte kreisen und Anna und ich kreisen um die lustigsten Grabsteinsprüche. Die finden sich in einem Buch, das Annas Mann mal geschenkt bekommen hat. Immer nach dem Motto: Wenn wir schon irgendwann tot sind, sollen die anderen auf jeden Fall noch was zu lachen haben. Oder mit dem Komiker Stan Laurel gesprochen: “Wenn jemand auf meinem Begräbnis ein langes Gesicht macht, spreche ich nie wieder mit ihm.”

Für unsere hypochondrisch veranlagte Freundin Svea, die jeden Tag ein anderes Zipperlein hat, finden wir diesen Spruch: „Jetzt glaubt ihr endlich, dass ich krank war!“ Schmunzelnde Grabbesucher stellen wir uns auch vor, wenn auf dem Grabstein steht: „Hereinspaziert - ist offen!“ Oder: „Bin im Keller.“ Oder: „Nicht wegwerfen. Der kommt wieder.“ Oder: „Hier ruht der Zahnarzt Kresmer, er hinterlässt eine schmerzliche Lücke.“ Und dieser Grabsteinspruch baut richtig auf: „Kopf hoch!“ Anna fällt noch ein Spruch zum Schluss ein: „Was Ihr seid, waren wir. Was wir sind, werdet Ihr.“ Komisch und nachdenklich zugleich. -

Gott lacht

„Noch ein bisschen Sahne?“, fragt Anna. Ich nicke und sage: „Stell dir vor. Eines Tages haben wir den Löffel abgegeben und an unseren Gräbern amüsieren sich die Leute so wie wir uns heute.“

Dem Tod an den Gräbern eine lange Nase ziehen und lachend das Leben spüren, das ist nicht pietätlos. Das ist sogar christlich, denke ich. Und ich erzähle Anna von der „hilaritas“. Das bedeutet Heiterkeit und innere Klarheit, Fröhlichkeit und Helligkeit. Schon für die frühen christlichen Mönche war die „hilaritas“ ein Zeichen dafür, dass ein Glaubender wirklich in sich ruhte und mit sich versöhnt war. Sich selbst mit seinen Höhen und Tiefen, Stärken, Fehlern und Schwächen kennen, sich von Gott genauso angenommen fühlen, wie man ist – das befreit. Ich kann gelassener in die Welt sehen, ohne naiv zu sein. Und mein Humor kann sich an dieser Gabe entwickeln.

„Der im Himmel wohnt, lacht ihrer“, heißt es schon in der Bibel, erzähle ich weiter. Gott lacht hier die selbstherrlichen Herrscher einfach aus. Die sich mächtig aufblähen und das Volk verhöhnen, die Lügen verbreiten und für die Gewalt das Mittel der Wahl ist. Anna und ich müssen nicht lange nachdenken, wer uns heute dazu einfällt. Gewaltherrscher aller Zeiten hatten Angst vor den Possenreißern, weil der Humor dem einfachen Volk die Angst nehmen könnte. Der Clown ist komisch, weil er zeigt, dass die Welt voller Gefahren und Schwierigkeiten ist. Doch beweist er: Diese werden mich nicht schaffen! Humor ist eine trotzige Weise der Lebensbewältigung. Er wirkt entängstigend, setzt Energien und Lösungspotentiale frei.

Sei heiter!

Humor ist übrigens nicht das Gleiche wie Lachen. Humor bezieht sich anders als das Lachen immer auch auf das Leid. „Der Humor ist die Freude, welche die Welt überwunden hat“, sagte der Theologe und Philosoph Sören Kierkegaard. So wie in einem Beispiel von Sigmund Freud: Ein Delinquent, der am Montag-Morgen hingerichtet werden sollte, sagte: „Na, die Woche fängt ja gut an!“

Bevor es jetzt aber zu ernst wird: „Du Anna“, sage ich. „Weißt du, was in meinem Poesie-Album steht? Hat mir mein Klassenlehrer in der 5. Klasse reingeschrieben. Ich war damals immer ein bisschen nachdenklich und still… Also, er schrieb: `Sei heiter! Es ist gescheiter als alles Gegrübel: Gott hilft weiter – zur Himmelsleiter werden die Übel.` (Theodor Fontane) Das hab ich mir zu Herzen genommen.“

In diesem Sinne: April, April! Ich lache, wann ich will. Mit Gottes Hilfe. Amen.

08.05.2017
Landespfarrerin Petra Schulze