Agenten der Liebe

Wort zum Tage
Agenten der Liebe
26.08.2020 - 06:20
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Die meisten Dinge, die man befürchtet, treffen ja zum Glück nicht ein. Nur hat es offenkundig eine Sogwirkung, immer noch mal und nochmal alle möglichen und unmöglichen Szenarien zu bedenken. Zweifel und Befürchtungen, bis jeder hilfreiche Gedanke eingefroren ist. Gerade da wäre ja weniger mehr. Wenn es kriselt, Gefahren abzuwenden sind und Entscheidungen getroffen werden müssen, gehen wir auf einem schmalen Grat: auf der einen Seite der Abgrund der Bedenken. Andererseits die Gefahr, den entscheidenden Augenblick mit dem nötigen Entschluss zur Tat zu verpassen. Das Virus zwingt uns seit Monaten auf diesen schmalen Grat. Wo Krise ist, wird oft nach dreierlei gefragt: nach den Verantwortlichen und den Ursachen, nach Kontrolle, nach den starken Entscheidern der Stunde. Das ist nicht erst jetzt und nicht erst im 21. Jahrhundert so. Und gehört auch dazu. Aber: Im ersten Jahrhundert (nach Jesu Geburt, Tod und Auferstehung) suchten die Menschen, die sich der Jesusbewegung angeschlossen hatten, einen etwas anderen Weg, sich den Krisen zu stellen. Zum Beispiel wird im Neuen Testament erzählt von einer Hungerkatastrophe. Für diejenigen, die sich als Teil der Gemeinschaft in der Nachfolge Jesu, sahen, war klar: Es war keine Zeit zu deuten, abzuwägen, zu schauen, wie man vielleicht aus Sorge ums Auskommen noch die eigenen Schäfchen ins Trockne bringt. Es war Zeit zum Handeln mit vereinten Kräften. Die Geschichte erzählt das und endet fast lapidar mit dem Satz: „Und jeder stellte zur Verfügung, was er zu geben imstande war“ (Act 11, 29). Da brauchte es nicht den einen großen Entscheider, nicht nochmal ein dreifaches Gegenprüfen, wie groß die Not denn nun wirklich ist. Es brauchte das beherzte Entscheiden jedes Einzelnen dieser Bewegung. So hatte es Jesus ihnen gezeigt, so hatten sie es gelernt: Gott gibt zu erkennen, wann du die Situation annehmen musst, ohne darin heillos zu versinken. Jesus hatte vorgelebt, dass jeder Mensch zu einem Partner, zu einer Mitarbeiterin Gottes werden kann, wo das Seufzen und die Not nicht zu übersehen sind, wenn man sich nicht gerade die Augen zuhält. Daraus haben sie eine Lebensform gemacht. Dieser Jesus, - das erinnerten die Menschen der Jesusbewegung intensiv, hat es gelebt: Krisenhafte Momente fordern alles andere als endloses Bedenken und Kopfwiegen, sondern Hinsehen und Handeln - tun, was dran ist. Bis heute hat die Jesusbewegung diese Mitarbeiter Gottes. Ich nenne sie Agenten und Agentinnen der Liebe.