Frauen zuerst

Wort zum Tage
Frauen zuerst
07.04.2021 - 06:20
31.03.2021
Barbara Manterfeld-Wormit
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Frauen waren die ersten: So lautet ein wichtiger Teil der Osterbotschaft. Frauen waren be-ständig: Sie hielten als einige der wenigen aus unter dem Kreuz. Frauen waren mutig: Am Ostermorgen wagten sie sich aus den Häusern, in die sich die Jünger verschanzt hatten. Sie wollten zum Grab, um den Leichnam zu salben, und gingen einfach los. Frauen blieben nicht stumm: Als der Engel im Grab ihnen verkündet, dass Jesus lebt, eilen sie zurück, um den ver-zagten Jüngern die Osterbotschaft weiterzusagen. Ohne sie gäbe es heute kein Ostern.

Leider ging die Geschichte anders weiter. Während Petrus Karriere machte, verschwanden die Apostelinnen schnell in der Versenkung, wurden weibliche Spuren aus der Kirchengeschichte schnell und nachhaltig getilgt, ihre Geschichten anders oder einfach gar nicht mehr erzählt.
Warum ist das so – nicht nur in der Kirche, sondern immer noch in vielen Bereichen unserer Gesellschaft? Da sind Frauen auf andere Weise die ersten: Die ersten, die zuhause bleiben in Corona und wieder bis zur Erschöpfung alles unter einen Hut zu bringen versuchen: Kinder, Haushalt, Schule und Beruf. Frauen halten aus: Sie pflegen zuhause oder im Heim die alten Eltern und oft auch die Schwiegereltern. Frauen bleiben nicht stumm: pflegen Freundschaften – gern auch für den Partner mit, machen den Mund auf wie bei Maria 2.0 – und knallen trotz-dem noch immer an eine Decke aus Glas.

Eine kleine Kostprobe aus meinem mittlerweile 20jährigen Berufsleben als Pfarrerin: Als ich eine neue Gemeindestelle antrat und im Gottesdienst eingeführt wurde, war unser jüngstes Kind keine zwei Jahre alt. Es wurde unruhig bei der langen Zeremonie – also stand mein Mann während der Begrüßungsreden auf, um die Kleine im Hintergrund ein wenig abzulenken – „Der arme Mann“ – zischte eine Stimme aus der Gemeinde laut hörbar im Hintergrund. Als ich mich Jahre später auf ein Leitungsamt bewarb, nahm mich hinterher ein Mitglied der Aus-wahlkommission beiseite, um mir mit einem verschwörerischen Lächeln ins Ohr zu flüstern, dass eine so große Frau halt Männern Angst machen würde. Und wenn ein Kind wegen Bauch-weh frühzeitig aus der Kita oder Schule abgeholt werden muss, dann klingelt ganz automa-tisch immer erst bei mir das Handy – nicht beim Vater. Obwohl wir seine Telefonnummer ganz bewusst an erster Stelle auf die Liste mit den Notfallkontakten gesetzt haben. Kleinigkeiten? Vielleicht – im Vergleich mit der Lage von Frauen in vielen anderen Ländern gewiss.   

Ostern zeigt sich der Auferstandene mit der Botschaft: Frauen zuerst. In diesem Sinne: Frohe Osterzeiten!
 

Es gilt das gesprochene Wort.

31.03.2021
Barbara Manterfeld-Wormit