Hass

Wort zum Tage

Gemeinfrei via unsplash/ Aaron Burden

Hass
mit Pastor Diederich Lüken
10.02.2022 - 06:20
08.02.2022
Diederich Lüken
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Er ist in meinem Supermarkt angekommen. Ein Kunde hatte das Wort breit auf seinem Rücken stehen: Hass. Er gehört zu den widerlichsten Erscheinungen unserer Zeit. Hass verbreitet sich vor allem über das Internet, das neben seinen vielen Vorzügen hier einen bitteren Nachteil aufweist. Hassbotschaften per E-Mail oder Twitter erreichen Andersdenkende, Politiker, Asylsuchende und Asylgewährende. Manch einer, der mit bestem Gewissen Gutes will und tut, wird mit einem sogenannten Shitstorm überzogen, mit einer Flut von Hassbotschaften, die bis hin zu Morddrohungen reichen. Es gibt da ein einfaches Muster: Wer nicht zu uns gehört, wird gehasst. Kein Wunder, dass auch Jesus sich zum Hass kritisch geäußert hat. In der Bergpredigt sagt er: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“ (Matthäus 5,43). Radikal wird dort Hass unter Brüdern dem Mord gleichgestellt.  Sicher kann man willkürlich Menschen und Zustände ablehnen, sie verachten, sich von ihnen lossagen. Das kann das eigene Gefühlsleben relativ unbelastet bleiben lassen. Hass hingegen ist ein archaisches Gefühl, das über einen Menschen kommt, so wie auch das Verliebtsein nicht machbar ist, sondern spontan entsteht – eine Macht eben. Das allerdings rechtfertigt den Hasser nicht. Man kann dem Hass nachgeben oder auch nicht. Man kann ihn überwinden. Das kann auf rationale Weise geschehen, indem man sich vor Augen hält, was man mit seinem Hass alles anrichtet. Man kann den Hass überwinden, indem man ihn auf andere Gefühlsregungen umleitet. Der Apostel Paulus schreibt: „Hasst das Böse, hängt dem Guten an“ (Römer 12,9). Das heißt zuerst und vor allem: Hasst den Hass in euch selbst. Wem der Hass in sich selbst zuwider ist, der sieht zu, dass er sein Gift so bald wie möglich loswird. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass man sich selbst hassen soll. Im Gegenteil. Dort wo ich mich selbst annehme in Liebe und Fürsorge, bleibt für den Hass gegen andere kaum noch Platz. Und für mich ist die beste Waffe gegen den Hass die Verankerung im Glauben an den, der den Hass am Kreuz für alle Zeit überwunden hat, an Jesus Christus. Wer an ihn glaubt, entsagt dem Hass, weil dieser zu alledem gehört, was Christus überwunden hat und wovon er befreien kann.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

08.02.2022
Diederich Lüken