Jesus Christus ist das eine Wort Gottes

Wort zum Tage
Jesus Christus ist das eine Wort Gottes
20.05.2019 - 06:20
28.02.2019
Autorin des Textes: Angelika Scholte-Reh
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Lange habe ich ein altes Kirchenlied nicht gemocht. Darin heißt es: „Stern auf den ich schaue, Stab an dem ich geh, Führer, dem ich traue …“ Es war das Lieblingslied meiner Oma, die 1912 geboren wurde. „Das Lied ist mir in der Hitlerzeit wichtig geworden.“ sagte sie. „Mein Führer im Leben und im Sterben war und ist Jesus Christus und nicht so ein barbarischer Menschenfeind, der ganz Europa ins Unglück gestürzt hat.“ So hat sie auf ihre klare und freundliche Art von ihrem inneren Widerstand erzählt und für mich zusammengefasst, was die Barmer Theologische Erklärung besagt und bedeutet.

 

Im Mai 1934, als die Nationalsozialisten planvoll und mit viel Gewalt die Institutionen der Gesellschaft gleichgeschaltet oder zerschlagen hatten, trafen sich besorgte Kirchenmänner in Wuppertal-Barmen. Sie formulierten ihren Widerspruch in sechs Thesen und organisierten ihren Widerstand anschließend in den Strukturen der Bekennenden Kirche.

„Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes.“

So lautet die erste These der Barmer Theologischen Erklärung.

Damals, 1934, gab es Menschen, die Hitler und die Seinen als Gottes Geschenk für das deutsche Volk ansahen. Sie haben mit Freude auch in den Kirchen den Arm zum Hitlergruß erhoben und sich nur allzu schnell um ein „völkisches, deutsches Christentum“ bemüht. Wer nicht mittat, geriet ins Abseits, war ausgegrenzt, wurde bedroht.

Die Verfasser der Barmer Erklärung wenden sich entschieden dagegen, geschichtliche Ereignisse und menschliche Aussagen als Gottes Offenbarung zu betrachten.

Sie haben festgehalten, dass Gott sich den Menschen zuwendet. Und dieser Bewegung Gottes zu folgen heißt, Nationalismen und Egoismen abzulegen und nach dem zu fragen, was Menschen brauchen.

 

Jede Strophe des Liedes „Stern, auf den ich schaue“ endet mit der Zeile „Alles, Herr, bist du!“ Der „Herr Jesus Christus“, wie meine Oma ehrfurchtvoll von Jesus sprach, ist mit seiner Menschenliebe und Freundlichkeit der Maßstab, an dem sich alles Menschliche und Weltliche und auch die Politik messen muss. Das war für sie immer klar.

Das hat ihr die Distanz zu jedem politischen System bewahrt und sie darin bestärkt, mitmenschlich und respektvoll zu handeln. Am Ende des Krieges hat sie, ohne lange zu fragen, gemeinsam mit ihrer polnischen Fremdarbeiterin einen entlaufenen Fremdarbeiter über Monate in ihrem Rübenkeller unter dem Heu versteckt und mit Essen versorgt, bis der unsägliche Krieg vorbei war. Ihre Freundschaft mit Pauline hat noch viele Jahrzehnte weiterbestanden.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

28.02.2019
Autorin des Textes: Angelika Scholte-Reh