Zum Sommer gehören Weizenfelder, die wie das Meer im Wind wogen. In einer Erzählung über Jesus spielt Getreide eine Hauptrolle.
Sendung nachlesen:
Sommerzeit, und auf den Felder steht das Getreide in voller Pracht. Hier, wo ich wohne, hinter dem Nordfriesischen Deich, wachsen Raps und Weizen besonders gut, das Land ist fruchtbar. Und wenn der Wind über die Felder streicht, wogen die Ähren in Wellen, fast wie das Meer. Wunderschön.
Der Dichter Paul Gerhardt hat in dem Lied "Geh aus, mein Herz", sein herrlicher Sommer-Hit, auch das Getreide gefeiert: "Der Weizen wächset mit Gewalt. Darüber jauchzet jung und alt."
Ich muss an eine Erzählung über Jesus denken, in der der Weizen fast die Hauptrolle spielt. Da ziehen die Jüngerinnen und Jünger mit Jesus durchs Land. Sie wandern, sie reden, sicherlich auch über himmlische Dinge, und sie lachen.
Dabei rispeln einige Jünger beim Gehen die Ähren von Weizen ab und essen die Körner. So weit, so unbeschwert. Doch einige Fromme sehen das und ärgern sich. Es ist Sabbat, und die religiösen Regeln besagen, dass die Menschen am heiligen Tag jede Art von Arbeit lassen sollen. Der Sabbat ist Gott geweiht und der Gemeinschaft. Ähren ernten aber sei Arbeit, finden sie. Wie kann Jesus so etwas zulassen?
Doch Jesus lässt sich seine Gelassenheit nicht nehmen. Schnell hat er Beispiele zur Hand, wo die heiligen Schriften von Ausnahmen erzählen. Und der Merksatz, mit dem Jesus diese Debatte beschließt, ist berühmt geworden: "Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat." Meint: Die religiösen Regeln sind wichtig, wenn sie dem Leben dienen. Sie sind kein Selbstzweck. Wer Hunger hat, soll essen dürfen.
Der Weizen steht für eine Prioritätsfrage. Was ist wirklich wichtig im Leben? Worauf kommt es an, wenn wir uns zu entscheiden haben? Und: Entscheiden müssen wir ja dauernd.
Der Weizen steht für einen Glauben, der lebensfreundlich ist. Dass er satt macht und die Lebensgeister in uns stärkt, ist Grund genug, von Herzen dankbar zu sein.
Manchmal lege ich die Arbeit aus den Händen und falte sie, um meinen Dank zu zeigen und eine heitere Demut, die dem Schöpfer die Ehre gibt. Denn Gott schenkt uns all diese leckeren Gaben, die das Herz erfreuen und den Bauch sättigen, angefangen mit dem täglichen Brot.
Und deshalb stehen die prall wachsenden Weizenfelder in ihrer Anmut und Schönheit für die Freundlichkeit Gottes und dass Gott es uns gut gehen lässt: "Der Weizen wächset mit Gewalt; darüber jauchzen jung und alt und rühmt die große Güte des, der so überfließend labt und mit so manchem Gut begabt das menschliche Gemüte."
Es gilt das gesprochene Wort.
Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!